Der Tod rückt in diesem Monat in besonderer Weise in unser Denken ein. Seit Urzeiten ist er ein ungelöstes Rätsel für die Menschen.
Vergleichbar mit dem Zyklus der Jahreszeiten leben zum Beispiel in den indischen Religionen wie Hinduismus und Buddhismus, der Mensch und der Kosmos auch in einem Kreislauf: Geburt – Leben – Sterben – Geburt. Eine wiederkehrende Lebensweise ist für diese asiatischen Religionen auch eine Strafe, nicht nur eine Tatsache.
Jeder Hindu und jeder Buddhist will doch von diesem Kreislauf des Lebens und des Vergehens befreit werden. Deshalb muss er sich immer mehr von seinem Karma, der Last des früheren Lebens, lösen.
Das Christentum hat dagegen eine andere Philosophie. Auch wenn die Natur einem Kreislauf unterliegt, lebt ein Christ in einer linearen Lebensweise. Er wird nur einmal geboren und geht mit dem Tod endgültig zurück. Ihm ist bewusst, dass er in seinem einen Leben nicht alles vollbringen kann.
Aber Gott, so glauben wir Christen, fängt den Menschen mit seiner großartigen Liebe auf und lässt ihn nicht im Kreislauf der Natur, sondern rettet die Seinen durch seine Gnade und lässt sie so Erlösung und ewiges Leben finden.
Ehrlich gesagt ist die christliche Philosophie für mich sinniger und ermutigender. Deshalb muss ich im Monat November nicht nur an die Vergänglichkeit der Natur und des menschlichen Lebens denken, sondern freue mich über das Leben hier und jetzt und auf das ewige Leben bei Gott in Vollkommenheit.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Herbst. Haben Sie Freude den Farben, die uns die Natur schenkt und denken Sie in Dankbarkeit an Ihre lieben Verstorbenen, wenn Sie die Gräber besuchen.
Ihr Heinz D. Janousek
ehem. Propst an St. Marien