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Für viele Menschen ist der Segen der Höhepunkt des Gottesdienstes. Nicht nur, weil er signalisiert: Jetzt ist bald Schluss. Sondern weil er zum Start in die Alltagswelt außerhalb des Gottesdienstes ermutigt.
Den Auftrag zu segnen, haben alle Menschen bekommen. “Segnet, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt.”, ermuntert der Apostel im 1. Brief des Petrus 3,9. Das Erste, was mir morgens über die Lippen kommt, ist in der Regel ein Segen, wenn ich neben meiner Frau aufwache und ihr einen “Guten Morgen” wünsche. Am Ende des Tages segne ich sie auch, wenn ich zu ihr sage: “Gute Nacht!”
Segen heißt in vielen Sprachen “Gutes sprechen / Gutes zusprechen”. Die deutsche Sprache hat das Wort “Segen” von dem lateinischen signare abgeleitet. Signare bedeutet “bezeichnen / mit einem Zeichen versehen”. Gemeint ist das Zeichen des Kreuzes. Von Martin Luther stammen die Empfehlungen: “Des Morgens, wenn du aufstehst, ... des Abends, wenn du zu Bett gehst, kannst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes.” Das Kreuz erinnert daran, dass Segen mehr umfasst als nur Gesundheit, Zufriedenheit und glückliche Tage. Das Kreuz erinnert uns daran, dass Gott uns auch in schweren Zeiten beistehen wird. Wenn wir leiden, erinnert uns das Segnen mit dem Kreuz daran, dass auch Christus gelitten hat. Wenn wir angesichts schlimmer und tragischer Lebensumstände nicht zufrieden sein können oder wollen, dann erinnert uns das Segnen mit dem Kreuz daran, dass der Gekreuzigte uns ermutigt hat, um Veränderung zu beten: “Dein Reich komme.” Wenn wir traurig sind, dann erinnert uns das Segnen mit dem Kreuz an die Worte des Jesus Christus: “Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen.”
Dietrich Bonhoeffer hat gesagt: “Es gibt zwei Möglichkeiten, einem Menschen, der von einer Last gedrückt wird, zu helfen. Entweder man nimmt ihm die ganze Last ab, so dass er künftig nichts mehr zu tragen hat. Oder man hilft ihm tragen, in dem man ihm dies Tragen leichter macht. Jesus will nicht den ersten Weg mit uns gehen.” So wird mein Mitmensch von mir gesegnet werden. Probieren Sie es doch einfach einmal aus, sich in dieser Passionszeit mit dem Kreuz zu segnen oder, wenn Sie es schon immer getan haben, sich daran bewusst zu erinnern, was sie dabei tun. Sie brauchen dazu nicht unbedingt in den Gottesdienst zu kommen. Aber dennoch ist es viel schöner, wenn Sie den Gottesdienst zur Ehre Gottes und zur Ermutigung der Menschen mitfeiern - bis das Beste zum Schluss kommen wird.
Gott segne Sie, Ihr Pastor Uwe Hasenberg.