EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Extras zu verschenken

Heute schließt das Bad wegen des schönen Wetters erst um 20:00 Uhr.

Dieser Satz löste bei den Besuchern des Freibades spontan Jubel und Applaus aus.

Elena Kersten ist Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Schwelm

  

 

Ja, so soll Sommer sein. Wunderbares Wetter, Schwimmen gehen und dann gibt es auch noch was Extra. Einfach herrlich. Doch ehrlich, wirklich genutzt hat dieses Extra kaum jemand. Der große Zug nach Hause setzte zur gewohnten Zeit ein und ab 19:00 Uhr waren nur noch ein Handvoll Menschen übrig. Alle hatten sich über das Angebot, das Extra gefreut, aber viele hatten dann doch etwas anderes vor, mussten doch schnell Heim, waren doch schon müde, hatten doch nicht mehr so Lust. Ein gut gemeintes, ein gutes Angebot, wird bejubelt, alle finden es toll und doch nur Einige nehmen es war.

 

Als sich das Bad leerte und ich die Schwimmmeister bei ihrer ruhigen Überstunde beobachtete, dachte ich, dass es uns auch manchmal so geht. Mit uns meine ich nicht nur Pfarrer und Pfarrerinnen, sondern alle die in der Kirche und um die Kirche herum Angebote machen, Extras schenken. Gute Angebote, die alle toll finden, über die sich gefreut wird und trotzdem. Erst Jubeln alle, dann kommen Einige. Zu müde, zu beschäftigt, noch was vor, keine Lust. Keine Zeit für ein Extra.

 

Wir trösten uns dann gerne mit den Worten den Evangelisten Matthäus. Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen (Mt 18,20). Ein sehr wahres Wort. Es hängt wahrlich nicht von der Quantität der Besucher ab. Ein Gottesdienst wird nicht weniger oder ein schlechter Gottesdienst, weil nur eine Handvoll dabei sind und er wird auch nicht mehr oder ein besserer, wenn die Massen dabei sind. Überdies gehört dieser Vers eher in die Zeit der Verfolgung, der Unterdrückung, der Heimlichkeit. Zeiten in denen es schon eine Versammlung mit drei Menschen, mit drei Christen etwas Tolles war, etwas besonders, etwas extra. So sehr der Vers auch trösten kann, in die Zeit der leeren Kirchen, weil zu müde, zu beschäftigt, noch was vor, keine Lust... in diese Zeit gehört er eigentlich nicht.

 

Also was tun? Nichts mehr extra? Immer um 19:00 Uhr schließen? Ich schaue mir noch ein Mal die Schwimmmeister an. Sie genießen ihre ruhige Überstunde. Haben auch mal Zeit zu plaudern. Machen Spaß mit den Kindern. Genießen selbst auch das schöne Wetter, den wunderbaren Sommer. Sie haben sich selbst auch ein tolles Angebot gemacht. Sich etwas extra gegönnt. Und sie nehmen es an. Und die Handvoll Besucher? Die freut es, die jubeln, die nehmen es an. Und die Anderen? Die haben gejubelt, sich gefreut und nehmen es nicht an. Über das Bad legt sich die Ruhe und die Zufriedenheit eines gelungen Sommerabends.

Also was tun? Solange wir selbst mit Freude im Herzen und Spaß an der Sache Angebote machen und Extras verschenken, ist es nicht ganz so wichtig, dass alle kommen.  Es reicht, dass sich viele freuen und jubeln. Es ist genug, dass man weiß, da gibt es etwas extra. Ein Extra, das ich annehmen kann, wenn für mich der richtige Zeitpunkt ist. So herum stimmt es schon fast wieder. Wo zwei oder drei in meinen Namen versammelt sind… Es ist nicht wichtig wie viele oder wie wenig. Es ist wichtig, dass es ist. Dass wir in seinem Namen anfangen, dass wir uns in seinem Namen versammeln, dass wir uns in ihm freuen. Das Andere wird oder auch die anderen werden kommen. Also das Bad schließt heute erst um 20:00.

 

In diesem Sinne einen gesegneten Sommer mit ganz vielen Extra und ganz viel Zeit diese anzunehmen.

Mit liebem Gruß, Pfarrerin Elena Kersten.