„Welcher der beiden wird den Kampf um Dein Herz gewinnen?“ fragte der Junge. Der Wolf, den ich füttere“, antwortet der Alte. Diese Geschichte regt an, über eigene Muster nachzudenken und zu fragen, welchen „Wolf“ ich zur Zeit gerade füttere und ob mir das gut tut.
Der Losungstext für den heutigen Sonntag ermutigt uns, das Herz mit Mut und Zuversicht zu füllen: „Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad.“ Psalm 142,2.
Das Psalmwort schaut genau hin, nimmt die eigene Angst wahr und redet sie nicht klein. Das trifft auch auf unsere Situation in der Corona -Krise zu. Viele Menschen haben Angst. Angst um die Eltern, Großeltern oder um die eigene Gesundheit, Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes oder sogar der wirtschaftlichen Existenz. Diese Angst ist berechtigt. Sie kann helfen, Vorsichtsmaßnahmen z. B. des Infektionsschutzes einzuhalten, oder Mittel und Wege zu einer Lösung des Problems zu finden.
Auf der anderen Seite lähmt sie, macht handlungsunfähig. Dann kreisen die Gedanken nur noch um dieses eine Thema. Alles andere an guten und schönen Erfahrungen wird nicht mehr wahrgenommen oder ausgeblendet. Dadurch wird das Leben bedrückender.
Der Psalmbeter hält dagegen: „Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad.“ Auch wenn er nicht weiter weiß, weiß er sich geborgen in Gott. Er vertraut darauf, dass Gott ihn gangbare Wege führt und ihn nicht im Stich lässt. Mit dieser Gewissheit lässt sich leben. Es ist ein „dennoch“ des Glaubens, dass sich auch angesichts widriger Umstände nicht beirren lässt und an Gott festhält. Diese Haltung schenkt Ruhe und weckt Lebensgeister. In ähnlicher Weise hat der Theologe, Helmut Gollwitzer, folgendes geschrieben: „Die Nacht wird nicht ewig dauern. Es wird nicht finster bleiben. Die Tage, von denen wir sagen, sie gefallen uns nicht, werden nicht die letzten Tage sein. Wir schauen durch sie hindurch vorwärts auf ein Licht, zu dem wir jetzt schon gehören und das uns nicht loslassen wird.“ Getragen von Gottes Licht und Liebe auch in schweren Zeiten. Auch der Frühling, der seinen Einzug hält das Erwachen der Natur, die heller werdenden Tage können dafür ein Zeichen sein. Die Osterglocken in meinem Garten, die in voller Blüte stehen, erinnern daran, dass Auferstehung und Leben nicht so weit entfernt sind wie wir manchmal meinen. Wir gehen darauf zu. Einen gesegneten Sonntag wünscht
Pfarrerin Anja Martin