EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Beziehungsstatus geändert

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

Bei Facebook können die Nutzer ihren Beziehungsstatus angeben. Wenn sich dieser ändert, dann erscheint eine Meldung. Zum Beispiel: Lisa hat ihren Status geändert!

Pfarrerin Anke Lublewski-Zienau ist Seelsorgerin an der Klinik Königsfeld

  

 

 

Die Jünger haben auch ihren Beziehungsstatus geändert. Genauer gesagt, ihr Status wurde geändert von „in einer Beziehung“ auf „Single“. Ihr Blick geht nach oben, denn irgendwo da oben im Himmel ist er verschwunden, Jesus, der Freund, der Lehrer, der Vertraute. All das war er, aber jetzt ist er weg und hat sie zurückgelassen. Und sie müssen mit ihrem geänderten Status zurechtkommen. Ich stelle mir die Jünger vor, die völlig fassungslos dastehen, verwirrt und traurig. Was für ein Auf und Ab hatten sie erlebt: Da war der begeisterte Empfang in Jerusalem, der Einzug quasi auf dem roten Teppich, das letzte Abendmahl in ganz enger Verbundenheit mit ihm. Da war auch die Nacht in Gethsemane mit diesen unheimlichen inneren und äußeren Kämpfen. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Jesus starb am Kreuz und mit ihm ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume. Nur drei Tage später änderte sich wieder alles: Jesus lebte, kaum zu glauben, fast zu schön, um wahr zu sein. Und nun wieder Abschied, Abschied im Guten, weil es nicht in die Tiefe des Todes ging, sondern hoch in den Himmel, zu Gott, dem Vater, und dennoch. Wieder ein Abschied, wieder ein Verlassen werden, diesmal mit der Ahnung, dass es endgültig ist. Diese endgültigen, unwiderruflichen Abschiede tun weh. Vor allem dann, wenn der andere „Schluss“ gemacht hat, und ich zurückbleibe. Es geht uns so, wenn der Tod uns einen Menschen nimmt und wir weiterleben müssen, wenn der geschätzte Kollege und Mitarbeiter geht und eine Lücke hinterlässt. Wenn die gute Freundin in eine andere Stadt zieht, oder eben wenn eine Liebesbeziehung zu Ende geht.

  

Beziehungsstatus geändert. Die Jünger haben eine Zeit lang gebraucht, bis sie realisiert haben, was dieser geänderte Beziehungsstatus tatsächlich bedeutet. Irgendwann haben sie auch gemerkt, dass das mit dem Singledasein nicht stimmt. Die Jünger sind nicht verlassen: Jesus hat ihnen – und das ist wohl das Bedeutsamste - zum Abschied seinen Segen mitgegeben und ihnen damit gezeigt, dass er sie eben nicht alleine lässt. Segen – das ist eine Leben spendende Kraft. Solchen Segen brauchen wir Menschen beim Abschied nötig. Und wir müssen ja ständig Abschied nehmen: von Menschen, von Heimat, von Arbeit, von Gesundheit, - sie können das sicherlich um vieles ergänzen. Die Jünger haben Kraft aus dem Segen geschöpft, dadurch Stärkung erfahren, sind losgegangen und haben diese Erfahrung weitergegeben. Sie haben verstanden, dass ihr Beziehungsstatus nicht Single ist, sondern dass sie in Beziehung zu Gott stehen, der uns Menschen zur Seite steht.

  

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche

Ihre

Anke Lublewski-Zienau