Eine andere, viel ältere Liedstrophe aus der Zeit der Reformation, einer Zeit mit Epidemien, Krieg und Glaubensstreitigkeiten, fällt mir dazu ein. Sie basiert auf einem Bibelvers:
„All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu;
sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag. „(Johannes Zwick, geb.1496)
Alte Sätze sind das, sperrig in ihrer Sprache. Aber sie gehören zu meinem Schatz an Texten. Viele Generationen von Christen vor uns haben sie gesungen und Zuversicht in ihnen gefunden. Diese Erfahrung haben sie uns weitergegeben und wir können sie heute teilen.
Jeden Morgen gibt es aufs Neue das, was wir für den Tag brauchen: „des Herren Gnad und große Treu“. Auch „Gnade“ ist ein sperriges Wort. Aber für den, der sie erlebt, hat sie eine befreiende Kraft. Wir brauchen nichts dafür zu leisten. Wenn wir uns auf Gottes Geschenk einlassen, erleben wir, dass wir angenommen und geliebt sind. Und Vergebung ist da, so dass uns alte Lasten nicht bedrücken müssen. Auch nach einem missglückten gestrigen Tag können wir den neuen mit frischem Mut beginnen. Erschöpft vom Marathon der Pandemie mit einem noch nicht datierten Ziel, bekommen wir wieder so viel Kraft zum Leben, wie wir brauchen. Darauf können wir uns verlassen. Dafür steht Gottes Treue.
Weiter als für diesen Tag lässt sich schwer planen. Gestern ist vorbei. Was morgen kommt, wissen wir noch nicht. Heute geht es weiter.
„All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu; sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag.“
Ich wünsche Ihnen einen schönen, belebenden Mai und für jeden Morgen einen zuversichtlichen, neuen Anfang!
Maria Magdalena Weber