Ich weiß, ich habe alles richtig gemacht. Zumindest was das Tempo angeht. Fahre ich zu schnell, wechselt der Smiley die Farbe. Er wird rot. Die Mundwinkel zeigen nach unten. Offensichtlich ärgert er sich über meinen Fahrstil. Und ich? Ich habe ein schlechtes Gewissen.
Schon verrückt! Es ist doch nur ein Display. Kein Mensch, den ich begeistert oder enttäuscht habe. Keine echte Freude, kein echter Kummer. Nur ein Display! Und doch löst es etwas in mir auf. Ich freue mich über die Bestätigung, etwas richtig gemacht zu haben. Vielleicht werde ich zu selten gelobt? Oder ich bin mir unsicher, was andere von mir halten. Das Leben ist oft kompliziert. Was richtig, was falsch ist, lässt sich nicht so einfach sagen. In der Pandemie haben wir das schon gemerkt. Jetzt, wo Krieg in Europa herrscht, erst recht! Waffenlieferungen in die Ukraine? Auf russisches Gas verzichten? Was ist richtig, was ist falsch? Leider leuchtet kein Smiley. Ich muss selbst eine Antwort finden. Das ist oft schwer. Man bräuchte einen Kompass fürs Leben.
Wenn ich nicht weiter weiß, vertraue ich mich Gott an. So wie Jesus im Garten Gethsemane, als er unsicher war, hilflos, ängstlich. Eben ganz und gar menschlich. Da hat er zu Gott gebetet. Und Gott hat ihn nicht allein gelassen.
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen bei Ihren Fragen einen Kompass fürs Leben, dem Sie vertrauen.
Ihr Pfarrer Uwe Rahn