Er kann es noch so schön haben, von wunderbaren Dingen umgeben sein, genug zu essen und zu trinken haben, eine Arbeitsstelle haben, die ihn ausfüllt. In den wichtigen Momenten nutzt ihm das alles nicht.
Diese Erfahrung durfte ich in der letzten Woche bei einer Routineuntersuchung im Krankenhaus machen. Eine Frau hat während der Narkose starkes Nasenbluten bekommen, da sie viel gehustet hat. Sie sollte zur Verödung des Gefäßes in ein benachbartes Krankenhaus verlegt werden. Sie war ganz verzweifelt, weil sie nicht wusste, wie sie von da aus wieder nach Hause kommen sollte. „Haben Sie denn keine Nachbarn, die Sie bitten könnten?“, fragte ich sie. „Oder Familie, Freunde?“ Auf alle meine Fragen kam ein „Nein!“ Sie lebe ganz zurückgezogen, hat keine Kontakte und auch keine Familie mehr. „Sie können sich doch ein Taxi nehmen?“, sagte ich in einem nächsten Versuch. Dazu habe sie kein Geld, meinte sie. Und auf die Frage, wie sie denn hier zum Krankenhaus gekommen ist, bekam ich zur Antwort „zu Fuß“! Tja, ich war sprachlos und mitfühlend. Das kann doch gar nicht sein! Jetzt erlebe ich es hautnah, wenn von Menschen gesprochen wird, die wirklich niemanden haben und ganz allein sind. Ich bot ihr umgehend meine Hilfe an. Sie bekam meine Handynummer und sollte sich bei mir melden, wann ich sie abholen sollte… ich habe von dieser Frau bis heute kein Lebenszeichen bekommen. Wahrscheinlich hat sich bei ihr doch eine andere Möglichkeit aufgetan??
Warum teile ich dieses Erlebnis mit Ihnen? Aus zweierlei Gründen: ich bin dankbar über mein reichhaltiges Netzwerk und alle Unterstützung, die ich bis zum heutigen Tag bekommen habe. Und: Lassen Sie uns unser persönliches Umfeld mal in den näheren Blick nehmen – wer kann unsere Unterstützung brauchen? Wen haben wir länger nicht mehr zu Gesicht bekommen und sollten uns erkundigen, wie es ihr/ihm geht? Wir leben nicht zufällig Tür an Tür oder Haus an Haus… legen wir den Fokus auf ein besseres Miteinander,
einen herzlichen Gruß von Sabine Placke