Aber ich bin nicht nur ein Kind meiner Eltern. Durch den Apostel Johannes habe ich erkannt: Ich bin auch ein Kind Gottes. Johannes sagt: “Wer glaubt, daß Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren.” (1. Joh 5,1a)
Ich glaube, dass Jesus der Christus ist. Wie ist das aber dazu gekommen? Martin Luther sagt: “Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann.” Er hat Recht. Auch ich habe nicht um den Glauben gerungen. Der Glaube ist mir einfach so geschenkt worden. Genauso wie mein Leben, als ich geboren worden bin.
Wie ist das, wenn jemand geboren wird? Der Säugling muss die Gebärmutter verlassen. In der hebräischen Sprache des Alten Testaments ist “Gebärmutter” und “Erbarmen” dasselbe Wort. Das ist nicht nur zufällig so.
“Kann auch eine Frau ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen”, sagt Gott und erinnert an diesen Zusammenhang (Jesaja 49,15). Wenn ein Säugling den Ort des Erbarmens, die Gebärmutter, verlassen muss, denn wird er an einen neuen Ort des Erbarmens kommen.
So ist es auch bei allen Menschen, die von Gott geboren sind. Gottes Erbarmen umfasst ihr ganzes Leben. Das Erbarmen Gottes ist wie die Gebärmutter Grund und Ausgangspunkt des Glaubens. Ohne Gottes Erbarmen, gibt es keinen Glauben. Allein durch Gottes Erbarmen glaube ich. Und durch den Glauben bin ich, was ich bin: ein Kind Gottes.
So wie ich zur Welt gekommen bin, so bin ich also zum Glauben gekommen. Ich wurde nicht gefragt, ob ich geboren werden möchte. Erst später erfuhr ich durch meine Mutter, dass ich gewünscht war. Ich weiß bis heute nicht, was mich dazu bewegt hat, die Gebärmutter zu verlassen. Irgendwie ist es geschehen. Doch irgendwann später ist mir bewusst geworden: Mensch Uwe, du lebst ja!
So wie im Leben ist es mir im Glauben auch ergangen: Zunächst wurde mit mir gebetet und mir von Gott dem Vater erzählt, von seinem Sohn Jesus Christus, von der Schöpfung und von Menschen, die mit Gott Kontakt gehabt haben: Abraham, Josef, David und die anderen. Irgendwann ist mir dann bewust geworden: Mensch Uwe, du glaubst ja an Gott! Und wie ich mir im Leben die Frage gestellt habe: Was willst du aus deinem Leben machen?, so habe ich mir auch im Glauben die Frage gestellt: Was willst du aus deinem Glauben machen? Ich habe meine Antwort gefunden. Ich bin und bleibe ein Kind meiner Eltern und vertraue darauf, ein Kind Gottes zu sein und zu bleiben. Das prägt mein Leben. Und was ist mit Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser?
Ihr Pastor Uwe Hasenberg.