EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Ich bin ein Gast auf Erden

Liebe Leserin und lieber Leser,

haben Sie gerne Besuch?

Birgit Hasenberg ist Gemeinschaftspastorin im Westfälischen Gemeinschaftsverband

  

Oder sind sie gerne Gast bei Freunden und Verwandten? Ich freue mich jedenfalls, wenn ich im Urlaub oder einfach auch an einem freien Wochenende als Gast bei Freunden aufgenommen werde. Gastfreundlich aufgenommen zu werden, das ist eine gute Erfahrung. Mit kleinen Gesten kann ich doch dem anderen zeigen, dass er mir wirklich willkommen ist.

Im längsten Psalm der Bibel heißt es: „Ich bin ein Gast auf Erden, verbirg deine Gebote nicht vor mir.“ (Psalm 119,19) -  Und ich erahne, dass es bei dieser Aussage um mehr geht: denn wenn ich irgendwo Gast bin, dann heißt das doch, da bin ich nicht zu Hause.

Die Erde sollte nicht mein Zuhause sein? Wie ist das zu verstehen? Einen anderen Ort für menschliches Leben kenne ich doch gar nicht.

Gehard Schöne hat, inspiriert von diesem Psalmwort u.a. diese Zeilen gedichtet: Ich bin ein Gast auf Erden,/ ich weiß, es muss so viel / bis morgen anders werden / und ferne liegt das Ziel; / will mit in Ordnung bringen, / will still in manches Weh, / mein schönstes Danklied singen, / bevor ich von ihr geh. //

Ich bin ein Gast auf Erden - Gast zu sein, das ist also auch ein Bild für die eigene menschliche Existenz. Ich bin ein Gast auf Erden - „bleibende Statt“ ist diese Erde nicht für uns. Unser menschliches Sein hat seine Begrenzungen. Sicher, oft vermitteln wir Menschen den Eindruck als wären wir die Hausherren dieser Erde - als könnten wir alles machen und bestimmen. Doch unser Machen und Bestimmen läuft oft auf eine Katastrophe zu - und letztlich wissen wir doch um die Begrenzung unseres Lebens: wir sind auf diesem Planeten nur Gäste.

„Ich bin ein Gast auf Erden; verbirg deine Gebote nicht vor mir.“ Mein Leben erhält allerdings eine ganz neue Perspektive durch Gottes Wort. Durch Sein Reden kann ich erfahren: ich bin nicht nur Gast auf Erden, ich bin auch Gottes Kind und habe bei ihm mein Zuhause.

Paulus, der Apostel Jesu Christi, dem sein römisches Bürgerrecht sehr wichtig gewesen ist, schreibt: Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel. (Philipper 3,20)

Bei Gott sein zu dürfen und mit Ihm, dem Lebendigen, Gemeinschaft zu haben, das ist das Lebensziel des Paulus; das ist das Ziel, dem er nachjagt und zu dem hin er auch alle anderen mitnehmen möchte.

Und im Epheserbrief (2,19) heißt es: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“

Bei Gott selbst können wir also Wohnung nehmen, können wir zu Hause sein. Von Gottes Wort geleitet, von seiner Liebe angerührt und von seinem Geist in Bewegung gesetzt - darf und kann gelebte Gastfreundschaft in unserer christlichen Gemeinschaft schon jetzt ein Vorgeschmack auf die himm­lische Heimat sein.

Dieser Vorgeschmack ist - nicht nur in der Feier des Abendmahls, aber da ganz deutlich - zu spüren, zu schmecken und zu fühlen. Was für ein Geschenk!

Ja, ich bin ein Gast auf Erden - doch unser Bürgerecht ist im Himmel. Gott sei Dank gibt es bei Ihm für uns eine Heimat, ein Zuhause!

  

Gott befohlen,

  

Ihre Pastorin Birgit Hasenberg