EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Beten heißt, mit Gottes Gaben und Begabungen zu rechnen

Liebe Leserin und lieber Leser,

in den letzten Tagen hat sich politisch viel Interessantes ereignet.

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

  

 

 

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist vereidigt und twittert weiterhin fröhlich vor sich hin. Der “Juniorpartner” der großen Koalition in Deutschland hat plötzlich und unerwartet einen Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2017 bekannt zu geben gehabt. Die britische Premierministerin hat höchstrichterliche Probleme mit dem Brexit bekommen. Regieren ist gar nicht so einfach. Regiert zu werden auch nicht. Doch in beiden Fällen sollte niemand behaupten: Da kann man nichts tun. Denn das stimmt nicht.

  

“Yes, we can!”, hatte der ehemalige US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama immer wieder gesagt. Und das wusste auch schon Salomo, als er nach dem Tod seines Vaters David zum König erhoben wurde. Unverblümt und kritisch berichtet die Bibel über Intrigen, Lügen, Amtsenthebungen, politische Ehen und sogar Mord, um die Herrschaft zu erlangen und zu festigen. Und doch wird Salomo wegen seiner “Weisheit” in die Geschichte eingehen.

Am Anfang seiner Herrschaft, so ist es in der Bibel überliefert, erschien Gott der HERR im Traum dem König Salomo und sprach: “Bitte, was ich dir geben soll.” Und Salomo sprach: “So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, dass er dein Volk richten können und verstehen, was gut und böse ist.” Das wird im 1. Buch der Könige, Kapitel 3, Vers 10 kommentiert mit den Worten: “Das gefiel dem Herrn, dass Salomo darum bat.” Nun ist zu bedenken, dass das hebräische Wort für “richten” die Wiederherstellung der Ordnung einer Gemeinschaft als andauernde Tätigkeit meint. Dabei geht es immer um den Frieden. Ihn gilt es zu fördern und zu bewahren. Wer dieses Ziel hat, der kann gewiss sein: Das gefällt Gott.

Mehr als 1000 Jahre nach Salomo konnte der Apostel Paulus Tarsus deshalb im 1. Brief an Timotheus (2,1-3) schreiben: “So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland.”

 

Wir alle, die Regierten und die Regierenden, können beten. Beten heißt, nicht vom Selbstverständlichen und Unvermeidbaren auszugehen, sondern mit Gottes Gaben und Begabungen zu rechnen. Ein junger Mann sagte dem Philosophen Arthur Schopenhauer: “Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand.” Das provozierte den Philosophen. Schopenhauer erwiderte: “Bitten Sie Gott, dass er Ihnen bald ein Amt verleihen möge!” Und so möge uns das Gebet immer begleiten, vor und in der Situation, in der wir uns befinden. Wer meint nichts tuen zu können, der kann immerhin beten und Gott tun lassen.

Eine gute und gesegnete Woche wünscht Ihnen Ihr Pastor Uwe Hasenberg.