EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Tagebuch eines Mitreisenden

Liebe Leserin und lieber Leser,

gestern begann die Karwoche, die Woche vor dem Osterfest. Was in dieser Woche geschah, wurde genau überliefert. Fast wie ein Tagebuch eines Mitreisenden liest sich das Evangelium nach Markus:

 

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

  

 

 

1. Eintrag: Sonntag. Wir waren mit Jesus in Jerusalem eingezogen. Die Menschenmenge hatte Jesus zugejubelt und dabei mit Palmenzweigen gewedelt. War das schön, mit Jesus unterwegs zu sein. Wir waren im Tempel, glücklich und zufrieden.

 

2. Eintrag: Montag. Jesus hatte im Tempel die Händler herausgeschmissen und ihre Tische umgestoßen. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten planten nun, Jesus umzubringen. Jesus hatte einen Feigenbaum verflucht. Irgendwie war er nicht gut drauf. Das ließ nichts Gutes erahnen.

 

3. Eintrag: Dienstag. Wir waren wieder im Tempel. Jesus diskutierte mit  Hohenpriestern, Schriftgelehrten, Ältesten, Pharisäern, Sympathisanten des Landesherrn Herodes Antipas und den Sadduzäern. Irgendwie mögen die ihn und uns nicht. Dicke Luft. Wir sollten Jerusalem verlassen. Aber Jesus wollte nicht.

 

4. Eintrag: Mittwoch. Eine Frau hatte Jesus gesalbt. Viele von uns fanden das unnötig. Reine Verschwendung. Das Salböl war so viel wert wie das Jahresgehalt eines Tagelöhners. Wir hätten es den Armen gegeben. Judas Iskarioth war eine Weile nicht bei uns. Was hatte er vor?

 

5. Eintrag: Donnerstag. Heimlich hatten wir das Passahmahl vorbereiten müssen. Am Abend waren wir zusammen. Was Jesus sagte, als er das Brot nahm, werden wir wohl nie vergessen: Das ist mein Leib. Und als er den Kelch nahm, sagte er: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Dann waren wir im Garten Gethsemane. Jesus betete und wir schliefen ein. Jesus weckte uns, als Soldaten auf uns zukamen. Judas Iskarioth war bei ihnen, ging auf Jesus zu und küsste ihn. Dann wurde Jesus gefangen genommen. Wir flohen alle. Ganz schön feige.

 

6. Eintrag: Freitag. Jesus wurde schuldig gesprochen. Er wurde gekreuzigt. Das war gegen 09.00 Uhr. Ab Mittag wurde es dunkel. Um 15.00 Uhr starb Jesus. Die Erde bebte. Was war los in der Natur? Vor Sonnenuntergang wurde Jesus begraben. Petrus ärgerte sich, dass er Jesus verleugnet hatte.

 

7. Eintrag: Samstag. Nichts geschah. Schließlich war Ruhetag, Sabbat. Grabesstille. Morgen wollen ein paar Frauen zum Grab gehen.

 

8. Eintrag: Sonntag. Unfassbar. Das Grab war leer. Zunächst wollten die Frauen über ihre Entdeckung schweigen. Aber irgendwie war ihnen das unmöglich. Jemand hatte doch zu ihnen gesagt: “Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.” War das ein Engel? Ich weiß es nicht. Doch wir brachen auf - mit Hoffnung und Zweifel, mit Zuversicht und dennoch verunsichert. Werden wir Jesus wirklich sehen?

 

Wer mehr darüber erfahren will, was in diesen Tagen vor vielen Jahren geschehen ist, ist herzlich eingeladen, die Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern mitzufeiern.

Eine wertvolle Zeit wünscht Ihnen Ihr Pastor Uwe Hasenberg.