In den Medien wird berichtet, wie Unterhändler aus der Ukraine und Russland an einem Tisch sitzen und verhandeln. Aber geht es ihnen wirklich darum, dem Frieden zu dienen? Entsetzt bin ich über die Äußerungen des Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche. Dient das dem Frieden? Auch viele politische Äußerungen dienen nicht dem Frieden. Und wie sieht es in den Kommentaren der sozialen Netzwerke aus? Überall äußern sich Menschen so, dass ihre Worte weder versöhnlich klingen, noch dem Frieden eine Chance geben.
Was dient denn dem Frieden? Der Philosoph Immanuel Kant meint, dass jeder wirkliche Friede den Verzicht auf alle möglichen zukünftigen Kriegsgründe voraussetzt. Was sind denn Gründe für den Krieg? Das Recht, sich zu verteidigen, ist ein Grund, der von vielen Menschen akzeptiert wird. Auch der Kampf gegen das, was als ungerecht empfunden wird, ist ein möglicher Grund. Weniger akzeptiert dagegen werden bei vielen von uns primäre wirtschaftliche Interessen und schon gar nicht Gründe, um die eigene Macht und Einflussnahme auszubauen. Wenn darauf verzichtet werden kann, ist dem Frieden tatsächlich gedient.
In der letzten 100 Jahren haben die christlichen Kirchen in Europa für sich eine neue Aufgabe entdeckt und setzen sich für den Frieden dieser Welt ein. Schon 1914 sagte der Vorsitzende des Oberkonsistoriums der lutherischen Landeskirche im Elsass Friedrich Curtius: “Ich bin überzeugt, dass die Erziehung unseres Volkes zur Friedensgesinnung und die Bekämpfung des Völkerhasses eine unabweisbare Pflicht der Kirche ist.” Deshalb ist auf das, was dem Frieden dient, zu achten - auch in der Kommunikation, im Reden und Verhandeln, in den Familien, in der Nachbarschaft, in Politik und Kirche, im wahren Bemühen um den Frieden. Psalm 35 verbindet das mit der persönlichen Bitte an Gott: “HERR, du hast es gesehen, schweige nicht; HERR, sei nicht ferne von mir!” (Vers 22). Möge Gott diese Gebetsanliegen erhören und alle Menschen dabei unterstützen, zu reden, was dem Frieden dient.
Ein schönes Wochenende und einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
Ihr Pastor Uwe Hasenberg