Bei mir weckt das Erinnerungen! Damals bei uns zu Hause: das Rascheln des Laubes beim Kastanien suchen. Und später bei Herbstspaziergängen mit der ersten Freundin. Und dann das Kratzen der alten Laubharke, die mein Vater beim Herbstputz so virtuos benutzte. Und der Duft (oder Qualm?) des Kartoffelfeuers. Ich kann das alles noch genau hören und fühlen und riechen.
Und heute? Die Bäume im Park ändern schon verheißungsvoll ihre Farbe. Bald können wir wieder das Laub rascheln hören – aber nur dort, wo noch nicht der Lärm der Laubbläser Einzug gehalten hat…
Überhaupt: ich habe das Gefühl, das Leben ist lauter geworden - im Vergleich zu damals, als ich klein war. Das erlebe ich nicht nur draußen, sondern auch z.B. beim Zappen durch die vielen Fernsehprogramme. Und darum sehne ich mich manchmal nach Momenten, in denen ich dem lautlosen Rhythmus der Natur, ihrem unaufhörlichen Wachsen und Werden und Vergehen wieder auf die Spur komme. So wie Matthias Claudius es unnachahmlich in seinem Erntedanklied beschreibt: „Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein, er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein und bringt ihn dann behende in unser Feld und Brot: es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.“
Mitten in unserem alltäglichen Leben ist Gott am Werk! Nur – sind wir noch offen für diese Wirklichkeit, die uns umgibt? Wenn wir selbst die einst ruhige und nachdenklich stimmende Zeit der fallenden Blätter mit PS-Lärm füllen, wo kann dann noch die Erkenntnis wachsen, dass wir eben nicht alles aus unseren eigenen Händen haben? Dass wir auch nicht alles selbst machen können und müssen? Und dass uns darum gut tut, wozu das alte Lied auffordert: „dankt ihm, dankt und hofft auf ihn“?
Vielleicht gelingt mir ja in diesen schönen Tagen, wo die Laubbläser sich noch dezent zurückhalten, ein ruhiger Herbst-Spaziergang! – Und so lange meine Arme noch funktionieren, werde ich meiner alten Laubharke treu bleiben…
Einen schönen und erfüllten Herbst
wünscht Ihnen
Ihr
Jürgen Schröder