Nach dem glänzenden Start kommen die Durst- und Hungerstrecken durch die Wüste, mit Not, Zweifel und Verzweiflung, die sich in dem bekannten Spruch entladen: „Wären wir doch an den Fleischtöpfen in Ägypten geblieben“, da waren wir zwar unfrei, aber satt.
Spätestens an dieser Stelle wird das Erzählte unsere Geschichte, als Einzelne, als Christen, als Bürger in einem freien Land. Es ist diese Versuchung: Lieber satt als frei, lieber bequeme als erarbeitete, verdiente Freiheit.
Wer hat uns eigentlich eingeredet, dass richtiges Christsein einfach nur schön und beglückend sei, dass Freiheit in Würde billig zu haben ist, dass wir ein – das – Lebensziel erreichen, ohne den Wert eigener Bemühungen?
Das „gelobte Land“, das Glück der Befreiung aus allen menschlichen Grenzen, steht ganz am Ende. Es ist der Friede im Erleben der vollen Übereinstimmung mit uns selbst in der Gemeinschaft mit unserem Ursprung und Schöpfer, mit Gott.
Bis dahin gilt es unterwegs zu sein, Durststrecken auszuhalten, immer wieder neu aufzubrechen. Das Leben ist ein Glaubensweg, ein Glauben an das große Ziel des „gelobten Landes“ als geschenktes und erworbenes Ziel. Es ist Vertrauen, dass Gott uns auf dem Weg bis dahin begleitet.
In der biblischen Erzählung sieht Gott die Not seines Volkes und spürt seine Zweifel. Er verspricht die notwendende Hilfe: Brot – aber immer nur für einen Tag; denn im Glauben kann man keine allzeit verfügbaren Vorräte anlegen. Unterwegs wächst der Glaube im Zweifeln und im Vertrauen. Unterwegs wächst der Glaube an Gottes Mitgehen und die Kraft selbst weiterzugehen.
Das Mühen in der Treue, das ist unser Anteil, mit dem wir uns „würdig“ erweisen. Gott nimmt uns diesen Anteil nicht weg. Das würde unseren eigenes Handeln überflüssig machen und uns selbst entwerten.
Indem Gott das Nötige nur für den jeweiligen Tag gibt, bewahrt er auch unserem Hunger, die Sehnsucht nach dem Ziel.
Gott möge uns unseren Hunger erhalten und das tägliche Brot geben.