Die meisten Menschen sind bei Angst gelähmt, tun nichts, bevor sie etwas Falsches tun. So erklärt sich, warum wir zu lange abwarten, bis wir den Notruf betätigen, hinschauen statt einzugreifen und Erste Hilfeleisten. So erklärt sich, warum wir zu spät zum Arzt gehen, wenn wir Angst vor der Diagnose haben.
Bei einigen wenigen beobachtet man das Gegenteil: Sie versuchen sich durch manische oder panische Überreaktionen aus der Umklammerung der lähmenden Angst zu befreien. Sie pfeifen und singen im dunklen Wald, sie reden ihre Angst klein, machen Witzchen, kehren demonstrativ die Lässigen heraus, um der Angst zu trotzen. Doch mehrheitlich warten wir ab, verstummen, erstarren.
Auch die Corona-Angst erzeugt Lähmung der ganzen Gesellschaft und Hyperaktivität beim Klopapier, demonstrative Lässigkeit bei den Unverbesserlichen. Mehrheitlich aber ziehen wir uns zurück, das gesellschaftliche Leben erstarrt. Erstaunliche Parallelen bietet der Ablauf von Gründonnerstag bis Pfingsten,
Stufe 1 Gründonnerstag: Noch nimmt die Warnung Jesu, er werde sterben, keiner ernst. Sie schlafen, statt zu wachen am Ort der Gefangenahme. Dann reagiert Petrus mit dem Schwert über, dann flieht die Masse und zieht sich zuzrück.
Stufe 2 Karfreitag und Karsamstag: Die Angst vor einem Aufstand führt zur unsanften Beseitigung des Protagonisten in einer Nacht-und Nebelaktion und einem Schauprozess. Bittere Einsamkeit und das Gefühl der Gottverlassenheit im Sterben. Dann der Tod und die Grabesruhe als scheinbar totale Lähmung aller Vitalität.
Stufe 3 Ostersonntag: So rechte Freude löste die Begegnung mit dem Auferstandenen noch nicht aus, denn sie fürchteten sich, trauten ihren Ohren und Augen kaum, hielten die Türen verschlossen. Dass das schon die Befreiung von Angst und Tod für alle war, ist noch nicht durchgedrungen. Unser morgendliches Blinzeln beim Erblicken des ersten Tageslichtes mit verschwommenem Blick und halbgeöffnetem Auge ist auch noch keine wache Freude. Aber die Lähmung geht zurück und die Hoffnung keimt wieder.
Stufe 4: Das Leben erblüht wieder. Eine große Versammlung in der Öffentlichkeit und die Jünger trauen sich heraus, reden von Hoffnung statt zu schweigen. Weltweit wird das Zeichen verstanden. Die Angst und der Tod sind besiegt. Jetzt endlich ist angekommen, was der Engel schon zu Ostern sagte: "Fürchtet euch nicht!"
Wer Ohren hat zu hören, der höre. Wer lesen kann, der lese. Es steht in der Bibel, in den jeweils letzten Kapitel der Evangelien und den ersten beiden der Apostelgeschichte !
Ihr
Dirk Küsgen