EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Wort zur Ermutigung

Ich bin nur deshalb immer so müde, weil so viele Talente in mir schlummern. Mit Schmunzeln las ich diese Botschaft auf einer Postkarte, die vor wenigen Tagen bei uns ankam.

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Ev. Kirchengemeinde Gevelsberg

Wer in dieser Zeit müde ist, macht sich verdächtig. Müdigkeit kann ein Vorzeichen von “Corona” sein. Müdigkeit ist aber auch eine Folge von “Corona”. Ich meine damit die Müdigkeit als Begleiterscheinung des hohen Arbeitseinsatzes der Menschen im medizinischen und pflegerischen Bereich.  Rechtschaffend müde zu sein unterscheidet sich sehr von dem Müde sein durchs Nichtstun. Das war schon vor “Corona” bekannt.

Viele Kinder behaupten noch wenige Sekunden vor dem Einschlafen: “Ich bin nicht müde.” Kurze Zeit später schlafen sie dann sogar auf den Armen ihrer Mütter und Väter ein. Nicht wenige Video-Clips im Internet zeigen, wie plötzlich einschlafende Kinder am Esstisch kopfüber in den Spinat auf dem Teller fallen.

   

Von Gott dem HERRN ist bekannt und wird bekannt: “Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht” (Psalm 121,4). Nur noch wenigen ist heute die Provokation dieser Aussage bewusst. Ein Gott, der nicht schläft, steht im Widerspruch zu allen anderen Göttern der Völker, die nicht zu den Stämmen Israels gehören. Ihr priesterlicher Dienst bestand darin, morgens ihren Gott zu wecken, ihn zu wecken und anzukleiden, ihn mit Opfergaben zu speisen, mit ihm spazieren zu gehen und abends ihn schlafen zu legen bis zum nächsten Morgen. Das war möglich, weil die Götter der Völker figürlich dargestellt waren. Der eine und einzige Gott Israels aber war strikt gegen die figürliche Darstellung seines Gottseins, verstand die Opfergaben nicht als Versorgung seiner Bedürfnisse und legte wert darauf, weder zu schlafen noch zu schlummern.

Unvergleichlich mit allen anderen Mächten und Gewalten, die göttliche Verehrung beanspruchen, ist der eine Gott. Im Buch des Propheten Jesaja finden sich die Worte (Jes. 40, 25-31):

    

“Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, dem ich gleich sei?, spricht der Heilige.

Hebt eure Augen in die Höhe und seht!

Wer hat all dies geschaffen?

Er führt ihr Heer vollzählig heraus

und ruft sie alle mit Namen;

seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.

Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst:

"Mein Weg ist dem HERRN verborgen,

und mein Recht geht an meinem Gott vorüber"?

Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?

Der HERR, der ewige Gott,

der die Enden der Erde geschaffen hat,

wird nicht müde noch matt,

sein Verstand ist unausforschlich.

Er gibt dem Müden Kraft

und Stärke genug dem Unvermögenden.

Jünglinge werden müde und matt,

und Männer straucheln und fallen;

aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.”

   

Was für ein Zuspruch für die müden, matten, sich hilflos und ohnmächtig fühlenden Menschen zu allen Zeiten! Woher auch die Müdigkeit kommen mag

- Schlafmangel, schlummernde Talente, Nichtstun oder berufliche

Überlastung: es gibt ein Mittel dagegen: dem HERRN vertrauen, auf Gott harren! Nur so kommen wir durch die schwere Gegenwart in eine lebenswerte und gute, vielleicht sogar bessere Zukunft.

   

Uwe Hasenberg, Pfr.