EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Gott schenkt den Neubeginn

Liebe Leserin und lieber Leser,

 

auch wenn es am vergangenen Montag noch kräftig geschneit hatte, so blieb doch der Schnee auf der Straße und auf den Gehwegen nicht mehr liegen. Sollte der weiße Winter vorbei sein? Am Dienstag taute es sogar. Immer kleiner wurden die Schneeanhäufungen, die in den letzten Tagen durch das Schneeräumen entstanden waren. Was getan werden musste und getan wurde, verschwand allmählich. Nichts deutete mehr auf das frühe Aufstehen und die schweißtreibende Tätigkeit hin. Selbst der Schneemann, den die Kinder gemacht hatten, hatte seine Form verloren und wurde nur noch zu einer unförmigen Masse Schnee. Das machte mich nachdenklich.

 

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

  

Nicht nur mich. Schon einmal hatte der Schnee einen Menschen ins Nachdenken versetzt. Er hieß Jeremia Ben Hilkija. Im Jahr 627 vor Christus machte Gott ihn zum Propheten. Über 40 Jahre verkündigte Jeremia das Wort Gottes. Leicht war seine Aufgabe nicht. Denn Gott fand deutliche Worte gegen die Politik der Könige, gegen die Missstände der Priester, gegen die Ausbeutung der Armen durch die Reichen. Eines Tages klagte Gott: “Bleibt doch der Schnee länger auf den Steinen im Felde, wenn's vom Libanon herab schneit, und das Regenwasser verläuft sich nicht so schnell, wie mein Volk meiner vergißt.” (Jeremia 18,14-15a)

Das Volk Gottes vergisst seinen Gott schneller als der Schnee liegen bleibt.  Stimmt das? Ich denke an die Aufforderung aus Psalm 103: Vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat. Brauchen wir diese Aufforderung? Ja, unbedingt. Ein Freund von mir, Helmut Hoeft, Kantor an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, dichtete: “Wir vergessen so schnell: unser Gott ist gut. Wir vergessen, wie sehr er uns liebt. Wir vergessen so schnell die Barmherzigkeit. Wir vergessen, dass er uns vergibt. Wir vergessen so schnell seine Freundlichkeit, wir vergessen die große Geduld. Wir vergessen, er schafft uns Gerechtigkeit. Wir vergessen: er tilgt unsre Schuld. Wir vergessen so schnell, dass Gott gütig ist, wir vergessen, er macht uns gesund. Wir erinnern uns: Gott schenkt den Neubeginn, und wir singen mit fröhlichem Mund.”

Bestimmt ist die Aufzählung, was wir alles im Blick auf unseren Gott vergessen können, nicht vollständig. Aber haben Sie gemerkt, dass aus der Beschäftigung mit dem, was vergessen worden ist, plötzlich die Erinnerung kommen kann: “Gott schenkt den Neubeginn.” Das ist die große Wende in unserem Leben. Und Gottes Neubeginn hat einen Namen: Jesus von Nazareth, der für uns Menschen gekreuzigt wurde und von den Toten auferstand. Gottes Neubeginn heißt Leben aus der Vergebung. Und so haben wir Grund, Gott mit fröhlichem Mund zu loben. Vergessen Sie das bitte nicht, auch wenn der Schnee uns daran nicht mehr erinnern kann.

Eine gesegnete Woche wünscht Ihnen

Ihr

Pastor Uwe Hasenberg