“Rühre mich nicht an!”, sagt Jesus zu Maria Magdalena. Sie hat zunächst das leere Grab gesehen, in dem Jesus liegen sollte. Dann ist sie zu denen gelaufen, die mit Jesus und ihr unterwegs gewesen sind, und hat gesagt: “Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.” Simon Petrus und ein anderer Jünger von Jesus überzeugen sich an Ort und Stelle. Es ist so. Das Grab ist leer. Während die Männer den Ort wieder verlassen, bleibt Maria Magdalena zurück und weint. Doch jetzt beginnt Ostern für sie. Sie wird aus dem Grab angesprochen, das eigentlich leer sein sollte: “Frau, was weinst du?” So fragen die, die Engel genannt werden. Maria Magdalena wiederholt das, was sie bereits schon einmal gesagt hat: “Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.” In der Trauer keinen wirklichen Ort mehr für die Trauer zu haben, ist weder tröstlich noch hilfreich. Als Maria Magdalena jedoch ihre Trauer ausgedrückt hat, sieht sie jemanden, den sie zunächst für einen Gärtner hält. Er fragt wie die Engel: “Frau, was weinst du? Wen suchst du?” Hoffnung keimt auf in Maria Magdalena. Hoffnung, den Ort zu erfahren, wo der Leichnam des von den Römern gekreuzigten Jesus hingebracht worden ist. Aber soll hier wirklich von Hoffnung gesprochen werden? Ein Wort verändert alles: “Maria.” Die Angeredete hört ihren Namen: Maria. Und sofort weiß sie, wer mit ihr redet: Jesus. Der Vertraute, der gestorben und begraben worden ist. Sie will ihn ergreifen und begreifen, was geschehen ist. Aber Jesus sagt: “Rühre mich nicht an!” Sie braucht das nicht, denn sie hat längst begriffen, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Im Gegensatz zu Thomas, dem Jesus sagen wird: “Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!”
Dass Jesus von den Toten auferstanden ist, verwandelt die Trauer in Freude, die Perspektivlosigkeit angesichts des Todes in Hoffnung und überwindet Leiden und Sterben. Darüber hinaus sagt der Apostel Paulus: “Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.” (Brief an die Römer 10,9). Die Ostererfahrung ist mehr als der kommende Frühling nach einem trüben Winter. Ostern ist auch mehr als ein Weizenkorn, das in die Erde gelegt wird, keimt und zu einer Ähre mit vielen neuen Weizenkörnern wird. Ostern ist auch mehr als eine kleine gefräßige Raupe, die zu einem wunderschönen Schmetterling wird, der der blühenden Pflanze, die er als Raupe noch geschädigt hat, nun sinnvoll und nützlich wird. Annäherungen zu beschreiben, was sich Ostern ereignet hat, gibt es. Aber die Ostererfahrung einer Maria kann nur persönlich gemacht werden - in der Verwandlung der Trauer in Freude durch die Begegnung mit dem Auferstandenen von den Toten, im Begreifen ohne zu ergreifen, im Glauben.
Frohe Ostern wünscht Pastor Uwe Hasenberg aus Gevelsberg