Wahrscheinlich eher letzteres. Wenn etwas leer ist, ist es für uns meist nichts mehr wert. Eine leere Verpackung, eine leere Batterie – die Sachen wandern in den Müll oder bestenfalls in die Recyclingsysteme. Die Leere ist nicht gut angesehen, mehr noch, sie scheint unnütz.
Dabei macht die Leere manche Dinge erst wertvoll. Man formt Glas zu einem Gefäß, doch erst durch die Leere im Inneren kann man es benutzen.
Genauso ist es mit unserem Gehirn. Hirnforscher haben herausgefunden, dass es für unser Hirn wichtig ist, Zeiten der Leere zu haben. Ähnlich wie bei einem Glas ... wenn es voll ist läuft es über. Das Hirn läuft zwar nicht über, aber es reagiert mit Stress und zwar umso mehr, je mehr wir dem Hirn anbieten. Nun ist es nicht so einfach mit der Leere. Wir leben in einer Zeit, wo die Geschäfte 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche geöffnet sind. Und da wir im Kommunikationszeitalter leben, sind wir immer „online“. Unsere Kultur der Selbstoptimierung will uns glauben machen, dass jede Minute, die man nicht nützlichen oder interessanten Dingen widmet, vertan ist.
Und das ist nicht nur ein Phänomen unserer Zeit. In der Lesung dieses Sonntags wird klar, dass schon der Prediger Kohelet des ersten (alten) Testaments wusste, dass alle Geschäftigkeit, sowie Sorge und Ärger als auch ein Geist, der nie zur Ruhe findet, nur „Windhauch“ ist, wie er es nennt.
Ich merke, Leere, scheint schon immer schwer zu finden gewesen sein.
Haben Sie mal probiert, eine leere weiße Wand zu denken, nur eine leere weiße Wand, kein anderer Gedanke? – Also meine Gedanken sind kaum zu bändigen, sobald ich das versuche. Was mir da alles in den Sinn kommt – Üben tue ich das dennoch, nicht verbissen, aber stetig. Mein Eindruck ist, es macht mich gelassener. Probieren Sie es mal aus.
Ihre Claudia Buskotte