EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Hundstage

„Komm endlich, Benny!“ versuche ich, unseren Hund zum Laufen zu ermutigen. Er will nicht. Es ist ihm zu heiß. Er bleibt stehen, wo er steht und guckt mich an, als wollte er gleich den Tierschutzverein anrufen. Wie kann man nur mit einem Wesen bei der Hitze spazieren gehen, das so viel Fell an Bauch, und Rücken und Kopf hat? „Als ob Du immer Deinen Winterpullover anhättest!“ - sagt mir sein Blick. Ok, Benny. Wir drehen heute nur eine ganz kleine Runde.

Pfarrerin Anne Braun-Schmitt ist Krankenhausseelsorgerin im Evangelischen Kirchenkreis Schwelm

  

 

Ganz schön bedrohlich, die Hitze dieser Tage. Am Mittwoch trat in den Niederlanden eine besondere Notfall-Maßnahme in Kraft. Mit dem "Nationalen Hitzeplan" wollen die Behörden das Bewusstsein in der Bevölkerung verstärken, sich angemessen auf das Wetter einzustellen. Dabei geht es vor allem um ältere und chronisch-kranke Menschen. Den Notfallplan in den Niederlanden gibt es seit acht Jahren, nachdem damals im Sommer mehr Menschen als üblich wegen der hohen Temperaturen Schwächeanfälle erlitten.  „Achten Sie mal auf ihre alleinstehenden älteren Nachbarn, ob es ihnen auch gut geht!“ ist eine der Aufforderungen des Plans, und auch die: „viel trinken, körperliche Anstrengung vermeiden und sich möglichst luftig kleiden“. 

Seit der Einführung des Nationalen Hitzeplans ist er jedes Jahr mindestens einmal auch in Kraft getreten - zuletzt im Juli 2014.

   

„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Das verheißt Gott dem Noah nach der Sintflut und damit allen Menschen. Da ist nicht die Rede von Übergängen. Die Extreme gehören zu unserem Leben. Sie machen deutlich, dass wir Menschen ein Teil von Gottes Schöpfung sind, und, wie unangenehm: wir sind davon abhängig: von so einfachen Sachen wie genug Wasser zu trinken zu haben, genug Nahrung, eine erträgliche Temperatur. Schutzbedürftig sind wir. Und aufeinander angewiesen.

   

Noch etwas anderes erkenne ich in den Worten aus dem Buch Genesis: eine Balance. Einen Ausgleich. Unabhängig vom Handeln des Menschen. Wir können uns dem nur beugen – oder so weise sein, in dem Rhythmus mitzuschwingen, uns anzupassen. „Fit“ bleiben heißt das auf Englisch.

   

Ein altes Sprichwort über meine Berufsgruppe sagt das so: „Nach Peter und Paul (29.Juni) werden die Pfarrer faul.“ Müssen sie auch. Pause! Sommerferien. Hitzefrei! Erholen!

In ähnlicher Absicht ist übrigens am 24. Juni Schluss mit der Spargel-Saison: die Pflanzen müssen sich regenerieren. Im April/Mai 2016 wird es dann wieder neuen Spargel geben.

   

Und Benny, unser Hund? Braucht in diesen Tagen natürlich keine Spaziergänge während der heißen Tageszeit zu machen. Aber ich könnte einen Rat aus den Niederlanden übernehmen: „Auch für Zoo- und Haustiere hält der Hitzeplan Tipps bereit. Zum Beispiel Futter und Snacks tiefgekühlt zu servieren - Froozen-Leckerlies sozusagen.“ Benny wäre entzückt und fände das cool. Frost und Hitze passen einfach super zusammen!

 

Eine gute Erholung wünscht Ihnen

Anne Braun-Schmitt, Pfarrerin