EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Die Sache mit dem Haltbarkeitsdatum

Liebe Leserin und lieber Leser,

 

im Grunde genommen gehe ich ganz gerne einkaufen – gerade auch Lebensmittel. Ich freue mich besonders über solche schmackhaften Produkte, die ein richtig langes Haltbarkeitsdatum haben. Da ertappe ich mich dann auch, dass ich extra noch einmal hinter der ersten Reihe Quark nachschaue, ob im nächsten Karton nicht schon welche stehen, die noch ein wenig länger haltbar sind als die in der vorderen Reihe.

Birgit Hasenberg ist Gemeinschaftspastorin im Westfälischen Gemeinschaftsverband

 

   

Denn je länger haltbar, desto länger brauche ich mir um einen erneuten Einkauf dieser Dinge keine Sorgen machen. Der Quark, die Butter, der Joghurt können dann eine richtig lange Zeit in meinem Kühlschrank stehen und natürlich auch verbraucht werden.

Aber je länger haltbar, desto länger rechne ich natürlich auch damit, dass ich das selbst noch erlebe – diesen Zeitpunkt des Verfallsdatums, denn sonst hätte ich doch all diese Dinge nicht in meinen Kühlschrank gestellt! Denn zum Vergammeln habe ich sie keineswegs eingekauft, sondern zum wohldosierten Verzehren.

Bei manchem Verfallsdatum ist mir aber manchmal auch mulmig zumute – wenn schon jetzt auf der Milchpackung steht: „haltbar bis 27. Februar 2017“. Das ist ja erst im nächsten Jahr!

Ist das nicht doch ein wenig voreilig, solche Lebensmittel in den Schrank zu stellen, die ich erst im nächsten Jahr verbrauchen müsste? Ein wenig stutzig werde ich dann schon, zumal mir auch die Bitte des Vaterunsers um das „täglich Brot“ in den Sinn kommt. Aber vielleicht ist es doch in Ordnung es auch einmal so zu sehen: wenn ich mich darauf freue, dass ich den Kräuterquark in der nächsten Woche verzehren werde und die Milch sogar noch gut im nächsten Jahr trinken kann, dann ist ja vielleicht auch mein eigenes „Verfallsdatum“ noch nicht abgelaufen. Auch ich habe vielleicht noch Zeit. Lebenszeit, an der ich mich freuen darf und die ich gestalten will.

   

Jesus erzählt dazu einmal eine Geschichte von einem Feigenbaum, der keine Früchte trägt. Der Besitzer will ihn fällen, doch der Gärtner sagt: Gib dem Baum doch noch eine Chance, ich werde ihn umgraben und düngen – und dann schauen wir, ob er im nächsten Jahr Frucht bringt.

Wie viele Chancen und Neuanfänge habe ich schon erleben dürfen, die mir ein verlängertes „Haltbarkeitsdatum“ beschert haben?

Und wenn ich dann das nächste Verfallsdatum tatsächlich nicht erleben sollte? Denn nicht nur der Quark hält sich ja nicht ewig – auch der Mensch vergeht. Dann weiß ich mich hoffentlich in Gottes Hand ganz und gar geborgen: „In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen!“ (Psalm 31,6.16)

     

Gott befohlen,

Ihre Pastorin Birgit Hasenberg