EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Der Dankbare weiß sich beschenkt

Liebe LeserInnen,

 

Danke! Danke dafür, dass Sie, obwohl sie mich gar nicht kennen, dennoch angefangen haben meine Gedanken zum Sonntag zu lesen. Und noch mehr Danke denen, die diese Gedanken lesen, obwohl Sie mich kennen.

 

André Graf ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Milspe-Rüggeberg

 

 

Oft halten wir als Pfarrer das ja für selbstverständlich, dass Menschen uns zuhören, wenn wir beispielsweise einen Gottesdienst halten und die Predigt mal wieder etwas länger dauert.

Doch indem wir das tun, begeben wir uns in eine Gefahr. Denn wer in seinem Leben etwas für selbstverständlich hält, der gerät schnell in Gefahr das Positive darin nicht mehr zu sehen und stattdessen all das wahrzunehmen, was nicht gut ist oder fehlt. Das Problem daran ist, dass ich eigentlich nie zufrieden bin mit einem solchen Leben! Ist ja auch klar: Ich sehe ja dann nur die Defizite. Nur das, was andere haben, ich aber nicht.

  

Am vergangenen Sonntag wurde in den meisten Gemeinden das Erntedankfest gefeiert. Ich mag dieses Fest. Nicht nur, weil es bei uns auf dem Dorf in Rüggeberg noch richtig gefeiert wird und von großer Bedeutung ist, sondern vor allem deshalb, weil Erntedank mich einlädt innezuhalten und dankbar auf all das Gute zu schauen, was mir widerfahren ist. Es lädt mich also zu einem Perspektivwechsel ein.

Und interessanterweise: Indem ich das tue, verändert sich auch das Urteil über mein Leben. Denn wer dankbar zurückschaut, der kann sich an dem freuen, was er/sie hat. Wer dankbar zurückschaut, der freut sich an all dem Guten, selbst inmitten des Schweren. Wer dankbar zurückschaut, der spürt keine Bitterkeit in sich, sondern Freude. Denn der Dankbare weiß sich beschenkt und erfährt: Für mich wird gesorgt.

  

Der Wochenspruch für die kommende Woche lautet: "Aller Augen warten auf dich, Herr, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. (Psalm 145,15)"

Ein großer König spricht diese Worte. Vieles hat er erlebt, für vieles ist er dankbar. Und er weiß, bei wem er sich zu bedanken hat. Nicht bei sich selbst und dem, was er aus seinem Leben durch harte Arbeit und große Mühen gemacht hat, sondern bei Gott, dem er all das Gute zu verdanken hat!

Gott nämlich hat ihn versorgt. Ihm alles geschenkt zu seiner Zeit.

Und ihnen?

Gerade jetzt z.B. während des Lesens ein paar Minuten des Nachdenkens. Aber sicher noch viel mehr. Erinnern Sie sich doch mal! Wechseln Sie die Perspektive! Was war gut in den zurückliegenden Tagen, Wochen und Monaten?

Und dann lade ich Sie ein: Probieren Sie es mal. Das mit dem Danken! Das tut gut und macht froh! Nicht nur uns selbst, sondern auch die Menschen denen wir danken und sicher auch Gott, den Geber all des Guten!

Eine gesegnete Woche wünscht

Pfr. André Graf