Bestimmte Bibeltexte wurden für diesen Sonntag ausgewählt. An diesem Sonntag begegnet mir ein Wort aus dem Lukas-Evangelium. Was könnte das für meinen Alltag bedeuten? Im 18. Kapitel lese ich also von einer Begegnung: Eine Witwe und ein Richter. Jesus erzählt eine Geschichte über diese beiden. Warum ausgerechnet so zwei ungleiche Menschen?
Witwen hatten es damals schwer: Das Gesetz verbot ihnen, Geld zu erben oder zu arbeiten. Schnell endeten sie als Bettlerinnen. Jesus erzählt, dass einer Wittwe Unrecht geschehen ist. Sie kämpft nun um ihr Recht. Es geht um ihr Überleben. Also bittet sie den Richter um Hilfe, sie belästigt ihn. Heute würden wir sagen, sie "nervt". Sie ist hartnäckig, bis der Richter schließlich nachgibt. Er will sie endlich loswerden. Was hat das aber mit mir zu tun?
Da entdecke ich: Es geht doch ums beten, oder? Ich darf Gott im Gebet sogar „nerven“. Jesus möchte, dass ich nicht aufgebe. Beten soll aber keine Anstrengung sein, bei der wir müde werden. Beten soll sein wie atmen. Das Atmen ist eine unwillkürliche Funktion. Es erfordert keinerlei Anstrengung. Wir tun es, ohne es zu merken. So kann beten sein: Ohne Anstrengung, einfach dran bleiben, immer weiter. Manchmal sitze ich daher einfach vor Gott und atme ruhig – und bete.
Ich will auch nicht immer zu Gott beten, wenn ich ihn „brauche“. Mein Leben mit Gott ist eine Freunschaft. Manche benutzen ihn vielleicht wie eine Erkältungsmedizin: Wenn wir geheilt sind, legen wir sie weg und vergessen sie. Das will ich nicht. Ich möchte mit Gott „atmen“. Dazu will Jesus ermutigen. Manchmal werde ich dennoch müde. Aber da ist der Sonntag so schön: Andere beten mit mir, ich bete mit anderen. Gemeinsam geht es leichter.