Ein einziges Mal ist der Nikolaus dann auch mal zu uns nach Hause gekommen. Ich war damals etwa vier - fünf Jahre alt. Als dieser bärtige Mann mit Bischofsstab und Bischofsmütze (später habe ich erfahren, dass sich ein Nachbar verkleidet hatte) in unsere Wohnküche trat, habe ich vor Angst so geschrien, dass der gute Mann gar nicht dazu kam, das zu tun, was er tun sollte, nämlich mir die Leviten zu lesen, um mir anschließend doch noch eine Süßigkeit zu überreichen.
Mittlerweile habe ich ein entspannteres Verhältnis zu St. Nikolaus, dessen Todestag wir heute gedenken. Bischof Nikolaus von Myra wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Um seine Person ranken sich diverse Legenden, die im Laufe der Jahrhunderte dazu führten, dass heute viele Bräuche mit dem Nikolaustag verbunden sind.
Mir persönlich gefällt folgender Brauch am besten: Auch heute noch sind meine Stiefel, die ich am Vorabend des 6. Dezember vor die Tür stelle, mit Süßigkeiten, Nüssen und Mandarinen gefüllt. Das ist doch wirklich nett vom Nikolaus, oder? Jedenfalls weiß ich heute, dass der Nikolaus ein ganz lieber Mann ist, vor dem man wirklich keine Angst haben muss!
Übrigens sollten Sie Nikolaus nicht mit dem weißbärtigen Mann im roten Mantel verwechseln, der vornehmlich für eine amerikanische Limo-Marke Werbung macht. Nikolaus war ein Bischof und frommer Menschenfreund, der sich aufgrund seines Glaubens besonders für seine Mitmenschen eingesetzt hat. Deshalb wird er bis heute vor allem in den orthodoxen und in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt.
Ich hoffe jetzt, dass auch Sie am 6. Dezember wieder prallgefüllte Stiefel und Schuhe vor Ihrer Wohnungstür gefunden haben und wünsche Ihnen eine gesegnete Woche.
Ihr
Harald Bertermann