EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Merci, dass es euch gibt!

„Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke.“ (aus dem Brief des Paulus an die Philipper, Kap. 1, Vers 3)

Thomas Bracht ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Haßlinghausen-Herzkamp-Silschede und Synodalbeauftragter für Mission, Ökumene und Weltverantwortung im Evangelischen Kirchenkreis Schwelm

   

Liebe Leserinnen und Leser,

„Merci, dass es dich gibt!“ – so lautete vor Jahren ein Werbespruch für eine bekannte Schokoladensorte. Üblicherweise bedanken wir uns ja für ein Geschenk, das wir bekommen, für ein freundliches Wort, das uns jemand sagt oder für eine Hilfe, die wir erfahren. Zu sagen: „Danke, dass es dich gibt“ braucht aber keinen konkreten Anlass – und gerade deshalb ist dieser Dank so wertvoll und wohltuend.

„Merci, dass es euch gibt!“ – am Beginn vieler seiner Briefe hat der Apostel Paulus so etwas ähnliches geschrieben. Paulus freut sich über die lebendigen Gemeinden, die im Zuge seiner Missionsreisen entstanden sind, und deshalb ist es für ihn selbstverständlich, dass er seine Freude darüber ausdrückt und auch vor Gott bringt – siehe oben! Dabei waren diese Gemeinden keineswegs perfekt; auch in ihnen gab es viele Probleme und manchmal auch Streit. Trotzdem: der Dank überstrahlt alle Sorgen.

Alljährlich am ersten Sonntag im Februar – dem Partnerschaftssonntag – wird in den Gottesdiensten des Kirchenkreises Schwelm für die Gemeinden in Westpapua/Indonesien gedankt. Warum? Nun, sehr einfach: weil es sie gibt! Seit vielen Jahren ist unser Kirchenkreis mit den Kirchenkreisen Mamberamo-Apawer und Balim-Yalimo partnerschaftlich verbunden. Wir nehmen gegenseitig Anteil an unseren Sorgen und Hoffnungen. Es ist schön zu wissen: auf der anderen Seite der Erde denken Menschen an uns – und sie beten für uns, so wie wir für sie beten.

Die christlichen Gemeinden in Westpapua sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch europäische, auch deutsche, Missionare entstanden. Heute wird die christliche Mission häufig kritisch gesehen. Soll man die eingeborenen Völker nicht besser in ihrer eigenen Welt und ihrer eigenen Religion belassen? – so wird gefragt. Nicht zuletzt wird (zu Recht!) auf die unselige Verquickung der Mission mit kolonialen Bestrebungen verwiesen. Und doch: in meinen Begegnungen mit Christinnen und Christen aus Westpapua spüre ich immer wieder die Dankbarkeit dafür, dass das Christentum in diese ferne Weltgegend getragen wurde – und auf diese Weise z. B. das uralte Gesetz der Blutrache außer Kraft gesetzt wurde, weil Vergebung und Versöhnung zum Kern der christlichen Botschaft gehören. Es ist ungemein spannend zu erleben, welche Bedeutung der christliche Glaube für die Menschen in Westpapua in ihrem heutigen Alltag hat. Angesichts vieler Probleme (Armut, Unterentwicklung, Bildungsnotstand, Menschenrechtsverletzungen) ist ihnen die Bibel Wegweiser und Trost – viel unmittelbarer, als wir das gewohnt sind. Es lohnt sich wirklich, gemeinsam mit unseren Schwestern und Brüdern aus Westpapua auf dem Weg zu sein.

    

Merci, dass es Euch gibt!

Ihr

Thomas Bracht