Vielleicht ist es auch eine interessante Erfahrung. Da wird aus dem schüchternen Denis auf einmal der tollkühne Pirat. Aus der unscheinbaren Moni die schöne Prinzessin. Der aufrechte Tim wird zum finsteren Banditen und vielleicht verwandelt sich Peter auch in Petra.
Die Welt mit anderen Augen sehen, das kann den Horizont erweitern.
Ein altes indianisches Sprichwort sagt: „Wer nicht 1000 Meilen in den Mokassins eines anderen geht, der kennt ihn nicht wirklich."
1000 Meilen? Ich fürchte, dann ist Karneval längst vorbei.
Mir fällt noch ein anderes Sprichwort ein: „Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu." Mit Karneval im engeren Sinn hat es wohl nicht zu tun. Dem Dichter Ödön von Horvath ging es wohl eher um die Grundsehnsucht des Menschen, anders zu sein, als man ist. Tief in uns haben wir ein Bild von uns, wie wir sein möchten, und merken jeden Tag, dass wir diesem Bild nicht gerecht werden. Wie gerne wäre ich ein idealer Vater, der Vorzeigeehemann, der beste Freund, der tollste Zuhörer... Ich nehme mir das immer wieder vor - und scheitere täglich neu.
Manchmal setze ich mir auch im Alltag „Masken" auf, aber ich fühle mich nicht wohl dahinter, weil ich spüre: Das bin ich nicht!
Ich bin so, wie ich bin! Mein Leben ist ein Spagat zwischen dem, wie es ist und wie es sein könnte. Dennoch bin ich etwas wert. Zumindest vor Gott! Denn das lese ich aus vielen Geschichten der Bibel: Gott liebt mich so, wie ich bin. Mit allen Macken und Unvollkommenheiten. Wenn ich mir dies vor Augen halte, kann ich vielleicht in die Worte des 139. Psalms einstimmen: „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin!“
Ein schönes Karnevalswochenende wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Uwe Rahn