EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Alles wird gut!

„Ich weiß nicht, was mit den Mädchen los ist“, sagt eine Bekannte, die Lehrerin ist. Wir reden über den Elternsprechtag.

Anne Braun-Schmitt ist Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin im Kirchenkreis Schwelm

   

„Aber die sind doch in der Schule angeblich besser, was ihre Leistungen angeht?“ frage ich. „Klar, das stimmt. Aber sie hinterfragen sich von vorne bis hinten. Da ist nicht eine, die mit sich zufrieden wäre. Auch die guten Schülerinnen fragen mich noch, wie sie sich verbessern können. Den Jungs ist das schnurzpiepe. Die lehnen sich lässig zurück und scheinen mit sich und der Welt im Reinen zu sein. Egal, was sie im Unterricht so bringen.“

Ja, was ist mit den Mädchen los? Meistens sind sie in ihrer Entwicklung weiter als gleichaltrige Jungs. Aber warum drängt es sie dazu, sich selbst, ihre Leistungen und ihren Körper zu „optimieren“ – manchmal mit selbstquälerischen Tendenzen? Mir fallen als Erstes die Casting-Shows ein. Eine Jury soll entscheiden, ob man als Model oder Sänger begabt ist oder nicht - top oder flop. Öffentlicher geht es nicht als zur besten Sendezeit eines Privatsenders. Manchmal sind das menschenverachtende Tribunale. Wer unterliegt, wird so herabgewürdigt, dass es einer persönlichen Vernichtung gleichkommt, nicht nur der Niederlage in einem Wettbewerb. Warum machen Menschen soetwas mit? Ist es nur die Sehnsucht, berühmt und reich zu werden, die alles rechtfertigt? Oder ist der Antreiber der Wunsch, endlich Ruhe zu haben, endlich zu genügen, endlich alle Bewertungen, allen Druck hinter sich zu lassen? Endlich anerkannt und geliebt zu werden, so wie man ist?

Früher war durch die Herkunft weitgehend vorgegeben, wie weit ein Mensch es im Leben bringen konnte. Jetzt scheinen die Menschen dazu verdammt zu sein, das aus sich selbst heraus zu schaffen: ein unerbittliches Diktat, Produzenten der eigenen Stärke, Unabhängigkeit und des eigenen Erfolgs zu sein. Alles scheint offen. Das ist zum Verzweifeln.

Für einige Menschen steht Dieter Bohlen, für manche der Chef, für andere eine anonyme Öffentlichkeit an der Stelle, an der Martin Luther gefragt hat: „Wie kann ich vor Gott bestehen?“ Die Antwort, auf die er kam, gibt kein Sender: Nur aus Glauben, bin ich o.k. oder „gerechtfertigt, weil ich mir bewußt mache, dass ich mit so vielen anderen ein Geschöpf Gottes auf dieser Erde bin. Denn Gott ist letzte Instanz und blickt voll Güte auf unsere Person als Ganze.

„Relax! –Entspanne Dich!“ könnte man als Schlussfolgerung sagen. – Ob die Jungs in der Klasse meiner Bekannten das eigentlich eher begriffen haben? Eins zu null, was die Auswirkungen von Glauben angeht? Vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte nur „ihr“ Verein beim letzten Spiel gewonnen ...

Einen entspannten Sonntag wünscht Ihnen

Anne Braun-Schmitt