Seit mehr als 30 Jahren lädt sie dazu ein, die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern bewusst zu erleben und zu gestalten, auf das zu verzichten, was im Leben verkehrt läuft. Davon inspiriert hat der Journalist Jürgen Schmieder vor einigen Jahren ein interessantes Experiment gewagt. Er nahm sich vor, 7 Wochen lang nicht zu lügen. Schon nach ein paar Tagen stellte er fest, dass es sehr schwer ist, immer und überall die Wahrheit zu sagen. Einmal wurde er fast von seinem besten Freund verprügelt, mehrere Nächte verbannte ihn seine Frau auf die Gästecouch und das Finanzamt freute sich über 1.700 €, weil er zum ersten Mal eine ehrliche Steuererklärung abgegeben hatte.
Es ist also gar nicht so einfach mit der Wahrheit. Lügenforscher gehen davon aus, dass wir rund 200 mal am Tag lügen (vielleicht ist das aber auch eine Lüge!). Wir tun dies aus unterschiedlichen Motiven: Aus Angst, aus Scham, aus Höflichkeit und manchmal sogar aus Lust. Auch in der Bibel wird gelogen, dass sich die Balken biegen: Jakob belügt seinen Vater Issak, um sich den Erstgeburtssegen zu erschleichen, Petrus leugnet, Jesus zu kennen, und Rahab versteckt die israelischen Kundschafter in ihrem Haus und belügt deren Verfolger. Gerade das letztgenannte Beispiel macht deutlich, dass es manchmal auch geboten sein kann, zu lügen. Deshalb lautet das 8. Gebot auch „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ „Wider deinen Nächsten“, das heißt doch: Du sollst dem anderen nicht schaden. Tatsächlich gibt es Situationen, da können wir uns nur zwischen zwei Übeln entscheiden: Zu lügen kann ein Übel sein, nicht zu lügen aber auch! Was soll man dann machen? Das erste wäre aus meiner Sicht: Prüfe dein Handeln. Achte darauf, dass du nichts vorsätzlich tust, was einem anderen schadet. Und das zweite: Wenn du unsicher bist, vertrau dich Gott an und höre darauf, was er dir antwortet. Vor ihm kannst du ganz ehrlich sein, denn er kennt dich so, wie du bist.
Eine gesegnete Fastenzeit wünscht Ihnen (ungelogen)
Ihr Pfarrer Uwe Rahn