Das war schon spannend. Erst der weiße Rauch aus dem Schornstein, dann die jubelnde Menge, die schnell größer und größer wurde, das Aufmarschieren der Garde und das lange Warten darauf, wann sich der Vorhang bewegt und der neue Papst auf den Balkon tritt. Und genau wie viele andere habe ich darüber nachgedacht, wer es wohl werden würde: Ein Europäer? Ein Afrikaner? Ein Asiate? Ein Konservativer? Ein Progressiver? Einer, der bescheiden auftritt wie Franziskus oder mit Pomp?
Um 19:30 Uhr war es dann endlich so weit. Der gebürtige Amerikaner Robert Francis Prevost trat als Papst Leo XIV. vor die jubelnde Menge. Was ihm wohl in diesem Moment durch den Kopf gegangen ist? Welches Gefühl war vorherrschend? Freude oder Angst, Stolz oder Demut, Zuversicht oder Zweifel? Was er gedacht hat, weiß ich nicht, aber meine Gedanken waren: Ich möchte nicht mit ihm tauschen und die enorme Last auf den Schultern spüren. In diesem Moment war ich froh, dass ich evangelisch bin, dass sich meine Kirche anders organisiert, dass dort nicht einer an der Spitze steht, sondern dass die Macht von den Presbyterien ausgeht. Sicher, das macht Veränderungen mitunter langwierig, weil viele mitreden und mitentscheiden können. Und oft ist nicht klar, wofür die Evangelische Kirche eigentlich steht, weil es eben nicht auf einen ankommt.
Wofür der neue Papst steht, wird sich zeigen. Ich fand, dass er mit seinem Friedensgruß die richtigen Anfangsworte gefunden hat. Wie passend in einer Zeit, die so sehr durch Kriege bestimmt ist.
Auch wenn Leo XIV. nicht mein Kirchenoberhaupt ist und ich mich mit manchem schwer tue, was mit seinem Amt verbunden ist, so wünsche ich dem neuen Papst von Herzen Gottes Segen!
Mit ökumenischen Grüßen
Ihr Pfarrer Uwe Rahn