EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Zeit für andere spenden

Vor einigen Monaten war ich nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub auf dem Düsseldorfer Flughafenbahnhof.

Bernd Fallbrügge ist Pastoralassistent in der Pfarrei St. Marien

  

 

Etwas gehetzt ging ich durch die Menschenmenge in Richtung Bahnsteig. Ich blickte auf Monitore, um dort den passenden Zug zu finden. Leider fand ich nicht den Zug, den ich vorher herausgesucht hatte. An einem Stehtisch war eine Frau mit einer roten Signalweste. Die Weste ließ sie für mich als kompetente Informationsquelle für den Zugverkehr erscheinen. Ich fragte sie nach meinem herausgesuchten Zug. Sie zuckte mit den Schultern und sagte mir, dass sie mir leider nicht helfen könne, da sie zur ehrenamtlichen Betreuung der Flüchtlinge hier sei und nicht für die Bahn arbeite. Erst in diesem Moment identifizierte ich einen großen Teil der Menschenmenge um mich herum als Flüchtlinge. Diese Frau hat mich nicht nur wieder im hier und jetzt ankommen lassen. Ihr Einsatz machte mich nachdenklich. Notleidende brauchen oft Nahrung, Obdach und Kleidung. Neben diesen elementaren Bedürfnissen braucht der Mensch noch etwas anderes: Zuwendung. Die Frau am Bahnhof gab den Hilfesuchenden ihre Präsens in den betreffenden Augenblicken, in denen sie gebraucht wurde. Sie tat dies ganz frei, weil ihr diese Menschen wichtig sind.

  

Im Sonntagsevangelium hörten wir von einer armen Witwe. Sie legte zwei Münzen in einen Almosenkasten und Jesus sagt lobend, dass sie damit alles gegeben hat, was sie besaß. Kann ich Ähnliches nur mit Geld machen? Schaue ich reell auf mich, so ist meine Lebenszeit ein wirklich wertvoller Besitz im Leben. Sie ist eine begrenzte Ressource. Spende ich sie, gebe ich etwas von mir selbst. So wie es die Frau am Bahnhof mit ihren Fähigkeiten im Dienst für andere tat.

Bernd Fallbrügge

 

Unsere Webandachten erscheinen auch als Sonntagsgedanken in der WAP. Bisher haben nur Evangelische Autorinnen und Autoren ihre Sonntagsgedanken veröffentlicht. Seit kurzem beteiligen sich auch katholische Schwestern und Brüder. Im Zeichen der Ökumene veröffentlichen wir hier gerne den Beitrag von Bernd Fallbrügge, der am letzten Samstag in der WAP erschienen ist.