Jesus hatte gesagt: Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen (Evangelium nach Matthäus 5,9). Das ist der Wochenspruch aus der Bergpredigt. Obwohl der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt gesagt hatte, dass er mit der Bergpredigt nicht regieren könnte, finde ich, dass der Einsatz für Frieden eine der zentralsten Aufgaben für Politikerinnen und Politikern ist.
Das hebräische Wort für Frieden ist Schalom. Schalom ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Schalom umfasst außerdem die Bedeutungen Unversehrtheit, Wohl, Gedeihen, Freundlichkeit und Heil. Im Einsatz für Schalom wird Zerbrochenes wieder “heil gemacht”. Die Scherben einer zerbrochenen Vase werden mühevoll wieder zusammengesetzt. Auch Wunden heilen.
Wenn in der Politik tragfähige und verantwortungsvolle Kompromisse gefunden und vereinbart werden, dann ist das Schalom. Kritikerinnen und Kritiker reden zwar manchmal von “faulen Kompromissen” und Hardliner sehen ihre Positionen nicht hinreichend berücksichtigt. Aber es ist ein “Friedensdienst”.
Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft ist es wichtig und geboten, Schalom zu stiften. In diesen Tagen, Wochen und Monaten geht es um die Unversehrtheit nicht nur des Mitmenschen an Körper, Geist und Seele. Es geht darum, dass wir alle unversehrt bleiben. Obwohl die Gefahr für die Unversehrtheit fast unsichtbar und mikroskopisch klein ist, so ist sie doch groß. Ein Virus bedroht die Gesundheit, spaltet die Gesellschaft und bringt den Tod. Selig sind alle, die Schalom stiften im medizinischen Dienst, in der gegenseitigen Rücksichtnahme durch Beachtung der Abstandsgebotes und der Hygieneempfehlungen. Problematisch ist nur, dass das, was gut für den Körper ist, nicht immer gut für die Seele ist. Für die Seele fehlen Umarmungen und körperliche Berührungen. Gibt es hier verantwortungsvolle Kompromisse?
Auch in den Familien ist der Einsatz für Schalom wichtig. Frieden stiften heißt versöhnen, das Gespräch suchen. Alle Formen von häuslicher Gewalt und Erniedrigungen sind nicht zu akzeptieren.
Die Sehnsucht und Suche nach Frieden und die Gewährung und Aufrichtung des Schaloms sind zentrale Anliegen der ganzen Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments. Jesus von Nazareth, der Christus und Sohn Gottes hat so gelebt. Indem er Kranke heilte, setze er sich für die Unversehrtheit des Menschen ein. Die Bitte, den Schaden zu vergeben, der durch menschliches Denken, Tun und Sagen angerichtet wurde und die Beziehungen zu Gott, zum Mitmenschen und zu allen Geschöpfen nachhaltig zerstörte, wurde erhört. Was Jesus getan hatte, ließ den Apostel bekennen: “Er ist unser Friede!” (Aus dem Brief an die Epheser 2,14).
Wer sich zu Christus bekennt, der hält nicht nur eine geschlossene Bibel in die Kamera, sondern setzt sich für Schalom ein - in der Politik, in der Gesellschaft, in der Familie.
Schalom wünscht Ihnen Pastor Uwe Hasenberg.