Nicht wegen des Alters ( 1.Jh. vor Christus), sondern wegen des Inhaltes erscheinen diese Worte altmodisch und unmodern. Dabei sind sie gerade in unserer Zeit hoch aktuell.
Wie ein Kontrastprogramm werden in dem Bibeltext den Worten von Weisheit und
Klugheit nachfolgend Gesundheit und Schönheit, Macht und Reichtum als vermeintlich höchsten Gut gegenübergestellt.
Wie weise wäre das, wenn ich hier im Seniorenheim, Haus Maria Frieden, den Bewohnern mit dem seltsamen Spruch käme: „Hauptsache gesund!“ oder wenn ich die vom Leben gezeichneten Gesichter sehe und würde den Menschen etwas vom üblichen Schönheitsideal vorlabern? Befremdete Gesichter wären noch eine höflich Reaktion bei so viel Naivität.
Diese Menschen wissen, was wichtiger ist als Gesundheit. Es sind Menschen, die ihnen helfen, in den Grenzen des Lebens zufrieden zu sein. Und jene, die sich ihre Selbstachtung bewahren, wenn ihre Gesichter die Wirklichkeit eines harten Lebens widerspiegeln, die leben das, was Weisheit ausmacht.
Fern von aller Weisheit sind nach den Gedanken dieses biblischen Textes auch die Träume vom Glück, das sich auf Macht und Reichtum gründet.
Aber Macht und Reichtum sind nicht automatisch Gegensätze zu Klugheit und Weisheit, sondern sie sind ihre Bewährungsfelder. Wir brauchen Macht, um gestalten zu können und Wohlstand – nicht einmal Reichtum – um in Frieden zu leben.
Was wir nicht brauchen ist Macht, die andere beherrschen will und Wohlstand, den wir zuerst für uns selbst erstreben. Worte wie „Ich zuerst“ oder „Deutschland first“ – da sind ja Namen austauschbar – lassen Weisheit und Klugheit vermissen. Das Ziel der Weisheit ist das Wohl aller Menschen und der ganzen Schöpfung.
Nach den letzten Wahlen in den ostdeutschen Bundesländern hat man oft gehört: „Wir haben verstanden.“
Das wäre jedenfalls mein Wunsch für uns, denn wir alle haben Verantwortung.
Der Bibeltext für diesen Sonntag endet mit dem ermutigenden Satz: „Mit ihr (der Weisheit) kam alles Gute zu mir.“ (Buch der Weisheit 7,11a)