„Meine Schwiegereltern müssen verstärkt betreut und gepflegt werden. Außerdem möchte ich mehr Zeit für meine Frau, meine 5 Kinder und bald 5 Enkelkinder haben“, erklärt Pfarrer Kirsch, warum er 1,5 Jahre früher als regulär in den Ruhestand geht. Eigentlich hätte er noch bis Januar 2022 arbeiten müssen.
Im Sommer 2003 ist Helmut Kirsch mit seiner Familie nach Gevelsberg gezogen. Zuvor war er 9 Jahre Pfarrer in der deutschsprachigen Gemeinde in Windhoek/Namibia.
Der gebürtige Wittener leistete nach seinem Abitur den Wehrdienst im Westerwald ab. „Ich bin bewusst (als Sanitäter) zur Bundeswehr gegangen, weil ich eine andere Welt als Schule und Studium erleben wollte. Außerdem war es eine Zeit des Nachdenkens.“
Berliner Luft geschnuppert
Nach dem Wehrdienst studierte Pfarrer Kirsch zuerst Germanistik und dann Ev. Theologie in Bochum und Marburg. Nach seiner Hochzeit zog er mit seiner Frau Ulrike nach Berlin. „Meine Frau hat dort die Ausbildung zur Ergotherapeutin gemacht und hatte anschließend in Berlin eine feste Stelle.“ Helmut Kirsch studierte vier Jahre in Berlin und absolvierte dort ein Gastvikariat. „Uns gefiel es sehr gut in Berlin, und wir wären gerne dageblieben. Damals haben wir es bedauert, dass die Evangelische Kirche von Westfalen unserem Wunsch nach einem Wechsel in die ehemalige Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg (West-Berlin) nicht zugestimmt hat. Heute sind wir sehr zufrieden mit dieser Entwicklung.“
Also zog das Ehepaar Kirsch wieder nach Westfalen. „In Harsewinkel habe ich dann meinen Hilfsdienst absolviert und anschließend 6,5 Jahre in Isselhorst als Pfarrer gearbeitet, bevor wir dann mit drei Kindern nach Namibia gegangen sind“, erzählt Helmut Kirsch.
Seelsorge liegt ihm am Herzen
„Die Seelsorge war und ist mir auch weiterhin besonders wichtig“, erklärt Pfarrer Kirsch. Besonders der Besuchsdienst, den er vor einigen Jahren aufgebaut hat, liegt ihm am Herzen. „Ungefähr acht Personen aus unserer Gemeinde besuchen regelmäßig Alte und Kranke und kümmern sich um die Hilfsbedürftigen und Einsamen.“
Von Seiten der Kirche wird dringend empfohlen, als Ruheständler ein Jahr auszusetzen. „Daran werde ich mich auch weitgehend halten“, erklärt Helmut Kirsch. „Bestimmte Dinge allerdings sind gesetzt: Zwei Trauungen und die nachzuholende Konfirmation werde ich durchführen. Die Begleitung der laufenden Gruppen werde ich nicht völlig einstellen. Das ist doch klar, dass man sich nicht ganz aus der Gemeinde zurückzieht.“ Schließlich bleibe er ja auch hier wohnen: „2007 haben wir das Pfarrhaus, in dem wir wohnen, gekauft und für unsere Bedürfnisse umgebaut. So hat meine Frau Ulrike dadurch ihre Heilpraktiker-Praxis in unserem Haus starten können.“
Neben der Seelsorge hat sich Pfarrer Kirsch besonders im Bereich Diakonie engagiert und den Arbeitskreis Kirchgeld geleitet. „Der Konfirmanden-Unterricht war mir auch immer besonders wichtig und hat mir sehr großen Spaß gemacht. Mein Ziel war immer, dass die jungen Menschen denk- und sprachfähig werden“, erzählt Pfarrer Kirsch. Denk- und Sprachfähigkeit wünscht Helmut Kirsch der Ev. Kirchengemeinde Gevelsberg auch für die Zukunft.
Große Lücke in der Gemeinde
Der Weggang Pfarrer Kirsch reißt eine große Lücke in der Gemeinde, vor allem an der Erlöserkirche. Mit Helmut Kirsch geht auch der Kantor an der Erlöserkirche, KMD Gerhardt Marquardt in den Ruhestand. Und da Pfarrer Thomas Werner seit letztem Jahr erkrankt ist, muss der Gemeindebezirk jetzt erst einmal ohne hauptamtliche Theologen und Kirchenmusiker auskommen. Wie lange diese Vakanzen dauern werden, ist noch unklar. Die Kirchenmusikerstelle ist ausgeschrieben, die Pfarrstelle muss noch neu ausgeschrieben werden. Dann folgt das Bewerbungsverfahren, so dass sicher nicht damit zu rechnen ist, dass die Pfarrstelle noch vor dem Frühjahr 2021 besetzt werden kann. Bis es soweit ist, wird der Gemeindebezirk an der Erlöserkirche durch die anderen Pfarrerinnen und Pfarrer der Gemeinde und des Kirchenkreises betreut. „So schwer das jetzt für die Gemeinde ist, glaube ich, dass das auch eine Chance für die Gemeinde sein kann.“, ist Pfarrer Kirsch zuversichtlich.
Am 23. August findet um 16 Uhr in der Erlöserkirche ein Gottesdienst statt, in dem Pfarrer Kirsch von der Gemeinde verabschiedet und von Superintendent Andreas Schulte entpflichtet wird.