EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

„Erfahre Auschwitz“

Fächerübergreifendes Projekt der Loher-Nocken-Schule

Für die Tour wurde u. a. auf einer zweitägigen Radexkursion von Arnsberg nach Duisburg trainiert.

    

 

Am 19. Juni machen sich sechs Jugendliche der Loher-Nocken-Schule und drei Betreuer auf den Weg nach Berlin. Von dort starten sie ihre Tour nach Oswiecim, zum ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz. Fast 600 Kilometer Straße liegen vor den Schülern, die sie allein mit ihren Rädern bewältigen wollen. Ohne Handy, nur eigene Gedanken, mit Campingutensilien ausgestattet und einer Lektüre im Gepäck: „Der Junge im gestreiften Pyjama“, eine Geschichte, die in Berlin beginnt und in Auschwitz endet. Der gleiche Weg, aber ein anderes Ziel.

    

Optimal vorbereitet

„Die Jugendlichen setzen sich mit ihren eigenen Grenzen und auch denen der anderen auseinander, körperlich und psychisch“, betont Schulleiter Christian Butz, der die Gruppe gemeinsam mit seinen Kollegen, Ingo Krüll und Christian Bahr, begleitet. Eine enorme Herausforderung, der sich die Jugendlichen stellen, der Ausgang des Projekts ist ungewiss. „Das Ziel der Tour ist es, die Herausforderung gemeinsam zu meistern, einander zu unterstützen, das Selbstwertgefühl jedes Einzelnen zu stärken“, erklärt Butz und ergänzt: „Es wird sicherlich den einen oder anderen Moment geben, an dem die Motivation schwindet, die Kräfte fehlen. Momente, in denen das Ziel für die Jugendlichen unerreichbar zu sein scheint. Diese Frustration auszuhalten, den „inneren Schweinehund“ zu überwinden“, gemeinsam durchzuhalten – das ist es, was wir erreichen wollen.“ Ob das funktioniert, wird sich erst nach der Tour herausstellen, die Pädagogen aber sind sich sicher, „die Jugendlichen sind optimal vorbereitet, ehrgeizig und haben den Willen, das Ziel gemeinsam zu erreichen. Jeder Teilnehmer wird seine Erfahrungen aus den Erlebnissen mitnehmen und davon profitieren.“

      

Unterstützung durch die Geschwister-Altenloh-Stiftung in Ennepetal

Bereits seit Anfang des Jahres besuchen die 14- bis 16-Jährigen die Fahrrad-AG, in der sie sich intensiv – körperlich und mental – auf die große Tour vorbereiten. Dank der Unterstützung der Geschwister-Altenloh-Stiftung in Ennepetal wurde jeder Teilnehmer mit einem verkehrssicheren Rad ausgestattet, passende Funktions- und Regenkleidung konnte über persönliche Kontakte organisiert werden. „Pro Woche fahren wir zwischen 30 und 50 Kilometer, die vielen Steigungen in Ennepetal und Umgebung bieten super Trainingsbedingungen“, so die Organisatoren. Von Berlin nach Auschwitz legt die Truppe pro Tag etwa 80 Kilometer zurück, ehe abends das gemeinsame Kochen, das Aufschlagen des Zeltlagers und das Lesen der Lektüre zum Programm gehören.

Auch die kommunale Politik unterstützt das Projekt, hat auf Anfrage der Evangelischen Stiftung Loher Nocken eine Führung im Deutschen Bundestag für die Jugendlichen und ihre Betreuer am Ankunftstag in Berlin organisiert. Am 20. Juni startet die Gruppe dann in Richtung der polnischen Grenze, ehe nach der dritten Etappe ein Ruhetag mit Bustransfer und Stadtbesichtigung in Breslau geplant ist. Dann geht’s weiter in Richtung Oswiecim, wo die Gruppe am 27. Juni das Stammlager Auschwitz und das Lager Birkenau besichtigt und sich am 29. Juni auf den Weg zurück in die Heimat macht.

      

Eigener Youtube-Kanal

Vorbereitend auf diese Tour haben Schulleiter Butz und seine Kollegen bereits eine zweitägige Radexkursion von Arnsberg nach Duisburg organisiert: 160 Kilometer unter ähnlichen Bedingungen wie die „richtige“ Tour.

Geschichtslehrer Michael Menken arbeitete derweil gemeinsam mit den Jugendlichen die historischen Entwicklungen, Aspekte der sensiblen Thematik der NS-Zeit und des Holocaust heraus. Denn gerade an der Loher-Nocken-Schule mit dem Förderschwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“ sind viele Schüler bereits vorbelastet, sodass die Auseinandersetzung mit solchen bedrückenden Ereignissen aus der Geschichte vielfach schwierig ist. Das Projekt soll so dazu dienen, die historischen Aspekte für die teilnehmenden Jugendlichen erfahrbar zu machen und auch vor Ort die Schüler durch das Medium Internet und die sportliche Aktivität kombiniert mit Lehrinhalten, neugierig zu machen.

Auf dem eigenen Youtube-Kanal (LNS EN) wird die Gruppe jeden Abend von ihren Erfahrungen und Erlebnissen berichten, die sich alle Schüler in der Loher-Nocken Schule am Morgen im Rahmen des Unterrichts anschauen. „Die Kinder und Jugendlichen können uns Fragen stellen, die wir ihnen mit dem nächsten Video beantworten“, erklärt Butz, „sodass die gesamte Schule an dem Projekt beteiligt ist, sich über die Unterrichtsinhalte hinaus praktisch und altersangemessen mit der NS-Zeit wie auch mit den Grenzen und Erfahrungen der Teilnehmer auseinandersetzen.“

Je nach Verlauf planen die Verantwortlichen ein solches Projekt in Zukunft fortzuführen, sodass Schüler, die die Tour in diesem Jahr per Video verfolgt haben, in den kommenden Schuljahren möglicherweise selbst Teil einer solchen Gruppe sein können.

 

Weitere Informationen:

http://www.lohernocken.de/index.php/projekte/erfahre-auschwitz

https://www.youtube.com/channel/UCJv8_WE3U_9vGRc7mtocrCA (Andreas Ulrich)