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Goldene Jubiläen

Pfarrer i.R. Dr. Siegfried Zöllner feiert in diesem Monat zwei besondere Jubiläen. Am 3. September 1960 wurde er in Gütersloh ordiniert, und am 21. September 1960 reiste er als Missionar ins ehemalige Irian Jaya – heute West-Papua - aus.

Pfarrer i.R. Dr. Siegfried Zöllner hat u.a. das Neue Testament ins Indonesische übersetzt.

Auch wenn seine Ordination vor 50 Jahren ein wichtiger Schritt in Dr. Zöllners Biografie war, so misst er doch dem 50. Jahrestag seiner Ausreise nach West-Papua und seiner dortigen Ankunft am 24. September 1960 größere Bedeutung bei. „Nach einem 42-stündigen Flug in einer viermotorigen Propellermaschine landeten wir gegen fünf Uhr morgens auf dem Flugfeld der dem Festland Neuguineas vorgelagerten Insel Biak“, erinnert sich Dr. Zöllner. Zusammen mit dem niederländischen Arzt Dr. Wim Vriend hatte sich Dr. Zöllner auf Einladung der Evangelischen Kirche in West-Papua (GKI-TP) von der damaligen Rheinischen Mission - heute Vereinte Evangelische Mission (VEM) - als Missionar ins abgelegene Hochland West-Papuas aussenden lassen. „Uns erwartete eine spannende und angespannte politische Situation. West-Papua war noch niederländische Kolonie. Der damalige indonesische Präsident Sukarno forderte lautstark die Übergabe an Indonesien“, erzählt Dr. Zöllner. „In dieser politisch brisanten Lage hatte die GKI-TP mutige Pläne, die nichts mit der großen Politik zu tun hatten. Sie wollten eine neue Missionsarbeit im Hochland beginnen. 1954 hatten sich dort erstmals amerikanische Missionare niedergelassen. 1956 hatte die Kolonialregierung im Balimtal eine Graspiste für kleinere Flugzeuge angelegt und den Regierungsposten Wamena gegründet.“

    

Von Biak aus reisten die beiden Missionare  nach Wamena. Von dort sollte ihre Reise weiterführen ins Yalimo-Gebiet, eine knappe halbe Flugstunde östlich von Wamena. Dieses Gebiet, das bis dahin nur von Piloten des Missionsflugdienstes MAF (Mission Aviation Fellowship) aus der Luft beobachtet und erkundet worden war, ist durch eine 3500 Meter hohe Bergkette von Wamena und dem Balimtal getrennt. „Wenige Wochen nach unserer Ankunft in Neuguinea schlugen wir am Fuß der Bergkette ein Basislager als Ausgangspunkt für unsere Expedition auf.“ Logistische Unterstützung erhielten Dr. Zöllner und Dr. Vriend von Pfarrer Paul-Gerhard Aring, der die kleine Gemeinde in Wamena leitete.  Weitere Unterstützung erfuhren die beiden Missionare von einem Dani-Häuptling, der sie ins Yali-Gebiet führte und die ersten Kontakte zu den Yali herstellte. „Am 19. Mai 1961 erreichten wir Anguruk. Die Yali begrüßten uns ein wenig ängstlich, ein wenig skeptisch und doch freundlich“, erinnert sich Dr. Zöllner an den ersten Kontakt mit den Ureinwohnern des Yali-Gebietes, die noch nie einem Weißen begegnet waren. Dr. Vriend und Dr. Zöllner gewannen bald das Vertrauen der Yali und legten mit deren Hilfe  eine 450 Meter lange Landebahn an. Am 24. September 1961, ein Jahr nachdem Dr. Zöllner in West-Papua eingetroffen war, landete das erste Flugzeug auf dem Flugplatz Anguruk, wo in den folgenden Monaten eine Missionsstation mit einem Krankenhaus und diversen Wohnhäusern entstand.

    

In Anguruk heiratete Dr. Zöllner auch seine Frau Ilse, die mittlerweile nachgereist war, und hier kamen auch die drei Kinder des Ehepaares (2 Söhne und eine Tochter) zur Welt.

     

Die freundliche Aufnahme in Anguruk und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung verdankten die Missionare vor allem einem Mann: Kolubag. Er wurde in seinem Dorf als führende Persönlichkeit geachtet. „Mit der Zeit weitete sich der Horizont der Yali. Sie lernten, dass es auch jenseits ihres Horizontes Dörfer und Menschen gab, die genau wie sie Süßkartoffeln anbauten und Schweine hielten. Die Bewohner einiger Nachbarregionen waren Christen geworden, hatten mit der traditionellen Religion gebrochen, die Blutrache aufgegeben und Frieden geschlossen. Als Kolubag diese Dörfer besuchte, war er beeindruckt und entschlossen, auch in seinem Dorf Veränderungen durchzuführen. Veränderung – das hieß für ihn Abkehr von der Tradition der Blutrache, Hören auf Gottes Wort, das lautet: „Du sollst nicht töten“. Er war der erste Yali, der mit seinem Dorf diesen mutigen Schritt tat. So öffnete er der Friedensbotschaft des Evangeliums die Tür“, erzählt Dr. Zöllner.

    

Bis 1973 lebte und arbeitete Dr. Zöllner mit seiner Familie bei und mit den Yali. Zurück in Deutschland promovierte Dr. Zöllner 1976 mit seiner umfangreichen Arbeit über „Lebensbaum und Schweinekult - die Religion der Yali im Bergland von Irian Jaya (West-Neu-Guinea)“. Von 1976 bis 1984 wirkte Dr. Zöllner als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Schwelm und war anschließend bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1999 bei der VEM in Wuppertal beschäftigt. Hier war er auch bis zum Jahr 2004 Koordinator des West-Papua-Netzwerkes.

     

Seit seiner Rückkehr nach Deutschland hat er immer wieder West-Papua besucht und so u.a. auch die Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Schwelm mit den Kirchenkreisen Baliem-Yalimo und Mamberamo-Apawer ins Leben gerufen.

   

Im Mai 2011 reist Dr. Zöllner mit seiner Ehefrau wieder nach West-Papua. Dann soll dort aus Anlass seiner ersten Ankunft in Anguruk am 19. Mai 1961 ein großes Freudenfest gefeiert werden. (HB)