Es kommt in letzter Zeit nicht oft vor, dass eine Kirche zu klein ist und nicht genügend Platz für die Menschen bietet, die einen Gottesdienst besuchen wollen. Am 20. Augst war das aber in Silschede definitiv der Fall. Wer einen Stehplatz in der Kirche ergattern konnte, durfte sich glücklich schätzen. Nicht wenige standen vor der Tür und versuchten, etwas vom Verabschiedungsgottesdienst mitzubekommen. Dieser große Andrang darf sicher als Ausdruck der Wertschätzung verstanden werden, die Pfarrer Dr. Uwe Renfordt weit über die Kirchengemeindegrenzen hinaus genießt. Diese Wertschätzung wurde auch noch einmal im Anschluss an den Gottesdienst in den Grußworten besonders deutlich.
„Ich weiß, dass es Dir alles andere als leichtfällt, entpflichtet zu werden“, begann Superintendent seine Ansprache und erzählte, dass Dr. Renfordt ihn vor ein paar Tagen angerufen habe und ihm seine neue „Dienstnummer“ mitgeteilt habe. Superintendent Schulte habe Dr. Renfordt dann darauf aufmerksam gemacht, dass Dr. Renfordt jetzt im Ruhestand sei und seine Rufnummer eher doch eine private Nummer wäre.
Viele Gründe zum Danken
Die Menschen in der Ev. Kirchengemeinde Haßlinghausen-Herzkamp-Silschede hätten Dr. Renfordt viel zu verdanken und Dr. Renfordt hätte den Menschen viel zu verdanken, fuhr Superintendent Schulte in seine Ansprache fort und dankte dann auch Heike Renfordt, dass sie den Dienst ihres Mannes mitgetragen habe. Der dann ansetzende Applaus unterstrich diesen Dank.
Zum Ende seiner Ansprache dankte Superintendent Schulte Dr. Renfordt für seinen Dienst und seine Bereitschaft, sich auch weiterhin in der Kirchengemeinde und im Kirchenkreis zu engagieren. Der Schatz der Ev. Kirche seien eben ihre Emeriti, erklärte Schulte.
Anschließend entpflichtete der Superintendent Pfarrer Dr. Renfordt von seinen Pflichten als Gemeindepfarrer und sprach ihm Gottes Segen zu.
Rückblick
In seiner Abschiedspredigt blickte Dr. Renfordt zum einen auf die letzten 33 Jahre zurück und sprach dann über die Schönheit der Theologie, die aus dem Worte Gottes entspringt.
Nach dem Gottesdienst erwartete Dr. Renfordt noch eine besondere Überraschung: Zahlreiche Kinder aus der Grundschule Silschede sangen dem scheidenden Gemeindepfarrer im Gemeindesaal ein Lied, bei dem Dr. Renfordt dann auch selber mitmachte.
Bei der anschließenden Feier nahmen viele Gemeindeglieder die Gelegenheit wahr, sich auch persönlich von „ihrem“ Pfarrer zu verabschieden
Seit 1. August im Ruhestand
Seit dem 1. August ist Pfarrer Dr. theol. Uwe Renfordt im Ruhestand. 33 Jahre hat er zuerst in der Ev. Kirchengemeinde Silschede und dann in der am 01. Januar 2010 fusionierten Kirchengemeinde Haßlinghausen-Herzkamp-Silschede gewirkt. Zuvor war er schon zwei Jahre lang Vikar in der Ev. Kirchengemeinde Haßlinghausen gewesen.
In den vielen Jahren hat er unzählige Gottesdienste gefeiert, Menschen getauft, konfirmiert, getraut und beerdigt. Und so sind es auch die Menschen, die ihm in Zukunft am meisten fehlen werden, wie er sagt.
Zurück ins Sauerland
Mittlerweile hat Dr. Renfordt auch seine Zelte in Silschede abgebrochen und ist zusammen mit seiner Frau Heike in sein Elternhaus nach Nachrodt-Wiblingwerde gezogen. Er will aber weiterhin mit „seiner“ Gemeinde in Silschede verbunden sein: „Ich werde immer hier sein, wenn man mich braucht!“ Schließlich lägen nur 32 Kilometer zwischen seinem neuen alten Zuhause im Märkischen Kreis und seiner pfarramtlichen Wirkungsstätte in der Ev. Kirchengemeinde Haßlinghausen-Herzkamp-Silschede.
So freut er sich u.a. schon darauf, den geplanten Umbau des Silscheder Gemeindehauses und die Einrichtung eines Quartiersmanagements zu begleiten.
„Meine Stelle wird nicht wieder besetzt“, erklärt Dr. Renfordt. Die schrumpfenden Gemeindegliederzahlen ließen eine Neubesetzung der Pfarrstelle nicht zu. Auch deshalb sei es ihm ein Anliegen, weiter für seine Gemeinde da zu sein und sich in Zukunft ehrenamtlich zu engagieren. Seine seelsorgerlichen Aufgaben werde jetzt Pfarrer Thomas Bracht übernehmen.
Theologie und Sport
Dr. Renfordt, der am 15. August 66 Jahre alt geworden ist, will neben seinem ehramtlichen Engagement in Silschede auch weiter theologisch arbeiten und forschen.
Im Mai 2014 hatte er an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal das Rigorosum erfolgreich absolviert und darf seitdem den Zusatz „Dr. theol.“ in seinem Namen führen. Acht Jahre lang hatte Pfarrer Renfordt in seiner Freizeit zum Thema „Samuel Collenbusch, Arzt, Pietist und Kritiker der Aufklärung“ geforscht und gearbeitet. Die Doktorarbeit sei für ihn noch einmal eine besondere Herausforderung gewesen, erzählt der Theologe. 2018 erschien dann seine Schrift „Reformation heute“. Weitere Veröffentlichungen sollen in Zukunft folgen.
Und auch körperlich will sich der Theologe fit halten. So will der passionierte Skifahrer und Langläufer auch wieder in seinen alten Tischtennisverein im Sauerland eintreten.