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Oberlinhaus wird am 31. Januar 2011 geschlossen

Der Bevollmächtigtenausschuss der Evangelischen Kirchengemeinde Milspe-Rüggeberg hat in seiner letzten Sitzung die Entwidmung des Oberlinhauses auf Homberge zum 31. Januar 2011 beschlossen. In einer Gemeindeversammlung am 15. November informierten Pfarrer Achim Härtel und Finanzkirchmeister Michael Schmidt 25 Gemeindeglieder über die Hintergründe zu der Entscheidung.

25 Gemeindeglieder informierten sich auf der Gemeindeversammlung am 15. November über die Hintergründe zur Schließung des Oberlinhauses.

  

Michael Schmidt und Pfarrer Achim Härtel beleuchteten in ihren Ausführungen verschiedene Aspekte, die zu dem Beschluss, das Gemeindehaus zu schließen, geführt haben. Zum einen nannte Schmidt die finanzielle Entwicklung in der Kirchengemeinde. Im Bereich Milspe sind seit dem Jahr 2000 die Zuweisungen an Kirchensteuermitteln von 380.000 € auf jetzt 193.000 € zurückgegangen. Für das Jahr 2012 rechnet der Kirchmeister mit einem weiteren Rückgang um 30.000 €. „Damit sind unsere Einsparmöglichkeiten erschöpft. Wir standen vor der Entscheidung, entweder ein Gemeindehaus oder einen Kindergarten zu schließen“, erläuterte Schmidt.

 

Gründe für die Schließung

Als weiteren Aspekt nannte Schmidt die Pfarrstellenentwicklung. In Zukunft wären nach der Wiederbesetzung der vakanten Pfarrstelle von Michael Mertins drei Pfarrer für vier Predigtstätten zuständig. Dieser Umstand spricht für Schmidt ebenfalls für die Schließung des Gemeindehauses und der damit verbundenen Predigtstätte.

Ein weiterer Aspekt wäre laut Schmidt und Härtel die geringe Auslastung des Oberlinhauses gewesen: „Durchschnittlich findet hier alle drei Tage eine Veranstaltung statt. An den restlichen Tagen steht das Haus leer“, erklärte Michael Schmidt den anwesenden Gemeindegliedern.

Als vierten Aspekt nannten Pfarrer Härtel und Kirchmeister Schmidt den Umstand, dass das Oberlinhaus mit einem Alter von 27 Jahren zwar jünger als das wesentlich ältere Wichernhaus am Büttenberg sei, aber von Homberge der Weg zu Kirche kürzer als der Weg vom Büttenberg zur Kirche sei, wo sich das Gemeindeleben in Milspe konzentrieren soll. „Wir haben die Kirche um- und das angrenzende Gemeindezentrum neugebaut mit dem Ziel, die Kirche zu erhalten und einen Lebensmittelpunkt der Gemeinde zu schaffen“, warb Pfarrer Härtel, die bestehenden Gemeindegruppen von Homberge in der Kirchstraße zu integrieren. „Das Gemeindezentrum ist so ausgelegt, dass vier unterschiedliche Gruppen gleichzeitig stattfinden können“, ergänzte Michael Schmidt.

 

Einwände

Trotz der ausführlichen Erläuterungen des Pfarrers und des Finanzkirchmeisters zeigten die anwesenden Gemeindeglieder zum Teil wenig Verständnis für die getroffene Entscheidung. „Es ist wie bei der Bahn: Bahnhöfe werden geschlossen und die Leute fahren  nicht mehr mit dem Zug. Bei uns werden Kirchen und Gemeindehäuser geschlossen und die Menschen gehen nicht mehr zur Kirche“, erklärte ein Gemeindeglied seine Befürchtung, dass Gemeindeglieder aufgrund der Schließung des Gemeindehauses der Kirche den Rücken zukehren könnten. „Wir wollen niemanden abhängen“, betonte Michael Schmidt darauf, und Pfarrer Härtel ergänzte: „Wir können uns vorstellen, einen Fahrdienst einzurichten, wenn er dann auch genutzt wird.“

Dass die Schließung des Gemeindehauses auch einen riesigen Verlust für den benachbarten Kindergarten darstellt, erklärte Kindergartenleiterin Martina Brombosch: „Neben Abstellmöglichkeiten für Materialien fehlen uns in Zukunft vor allem Räumlichkeiten für Elternabende und vor allem ein Ort für Familiengottesdienste.“ Der Weg zur Kirche oder zum CVJM-Waldheim sei mit den kleinen Kindern zu Fuß nicht zu schaffen. „Die religionspädagogische Arbeit wird sicher unter der Schließung des Oberlinhauses leiden“, ergänzte sie. Pfarrer Härtel zeigte Verständnis für die Befürchtungen der Kindergartenmitarbeiterinnen und erklärte, dass ihm vor allem die intime Atmosphäre und die Nähe zu den Gottesdienstbesuchern fehlen würden.

„Schulden machen ist für Kirche keine Option“, erwiderte Finanzkirchmeister Schmidt rigoros auf die Frage eines Gemeindegliedes, ob man nicht auch mit Hilfe eines Kredites das Gemeindehaus hätte weiter nutzen können.

Die Frage, ob man nicht wie im Wichernhaus mit einem Förderverein die Zukunft des Oberlinhauses hätte sichern können, beantwortete Pfarrer Härtel mit der Feststellung, dass es in der Vergangenheit keinerlei Initiativen in diese Richtung gegeben habe und er auch nicht die Ehrenamtlichen sehen würde, die sich in einem entsprechenden Förderverein engagieren könnten.

 

Entwidmungsgottesdienst am 30.01.2011

Zur Zukunft des Gemeindehauses konnten Pfarrer Härtel und Finanzkirchmeister Schmidt noch keine Angaben machen. „In den nächsten Wochen wird ein Gutachten erstellt, in dem der Wert des Hauses ermittelt wird. Danach können wir nach Interessenten suchen, die das Haus kaufen wollen“, erklärte Pfarrer Härtel.

Bis zur Schließung des Hauses am 31. Januar 2011 wird sich an der Nutzung des Gemeindehauses nichts verändern. Am Sonntag, den 30. Januar 2011 findet dann ein gesamtgemeindlicher Entwidmungsgottesdienst im Oberlinhaus statt, zu dem Pfarrer Härtel alle Anwesenden einlud. (HB)