EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Ein Segen für die Gemeinde

Die Evangelische Kirchengemeinde Haßlinghausen-Herzkamp-Silschede feierte am 23. Oktober das 125jährige Kirchweihjubiläum der Silscheder Kirche.

Die Evangelische Kirche in Silschede wurde am 28. Oktober 1891 nach 16 Monaten Bauzeit feierlich eingeweiht.

Beim Festgottesdienst am 23. Oktober 2016 war jeder Platz in der Silscheder Kirche besetzt.

  

 

Am 28. Oktober 1891 wurde die Evangelische Kirche in Silschede nach 16 Monaten Bauzeit feierlich eingeweiht. „O heilger Geist, kehr bei uns ein und lass uns deine Wohnung sein“ war das erste Lied, das in der neuen Kirche gesungen wurde. Und dieses Lied wurde natürlich auch im Jubiläumsgottesdienst am 23. Oktober 2016 gesungen. In dem Gottesdienst kam das Kirchengebäude auch selber zu Wort. Presbyterin Barbara Burggräfe lieh ihr ihre Stimme und „plauderte aus dem Nähkästchen“: „Dass es mich gibt ist kein Zufall. Die Menschen in und um Silschede haben mich gewollt. Die Kirchengemeinde war gegründet – aber eine richtige Kirche war noch nicht da. Zu der Verkündigung des Wortes Gottes gehörte „irgendwie“ eine Kirche – also: ich. Und da die Menschen eine Sehnsucht hatten nach dem Evangelium, setzten sie Alles daran, mich, ihre Kirche zu bauen. Die Finanzlage war nicht berauschend – aber trotzdem. Und wo sollte man mich errichte?? An einer erhöhten Lage des Ortes, gegenüber eines Steinbruchs.... Eines Steinbruchs?? Egal!! Die Lage oben auf dem Berg gefällt mir bis heute. Von allen Seiten her bin ich zu sehen – und habe selbst gute Aussicht. Das Wort Gottes soll ein Licht sein, das ausstrahlt. Ich, oben auf dem Berg, symbolisiere das.“ Diesen Gedanken nahm dann auch Pfarrer Dr. Uwe Renfordt in seiner Predigt auf. Die Kirche weise auf dem Berg darauf hin, wer der Herr ist, „nämlich Gott, der Schöpfer aller Dinge, der Mensch geworden ist in Jesus Christus.“ Und die Kirche stehe auf der Erde, weil hier ihr Platz sei, betonte Renfordt: „Hier hast du deinen Auftrag, hier erlebst du Gemeinschaft.“ Renfordt machte dann der Gemeinde Mut, das zu verkündigen.

   

Bewegte Geschichte

Im Verlauf des Gottesdienstes kam immer wieder die Kirche zu Wort, die aus ihrer bewegten Geschichte erzählte. Sie erinnerte an die Anfangszeiten der Gemeinde: „… gute und schwere Zeiten, gemeindliches Leben und Krieg und Entbehrung. Kaum war ich im Dienst, entwickelte sich gemeindliches Leben: zunächst entstand im Winter 1891/92 ein Jünglingsverein; dann folgte schnell ein Frauenverein. Ab 1894 gab es einen Jugendbund für die konfirmierte Jugend; sogar ein Posaunenchor wurde gegründet.“

Die Kirche verschwieg auch nicht, dass die Gottesdienst oft nur mäßig besucht waren: „Die meisten Taufen fanden in der Regel in den Privathäusern statt – ob das wohl im Sinne der Reformation sein kann??? Und überhaupt war ich während der Sonntagsgottesdienste nicht sonderlich gut gefüllt – viele Zeitgenossen gingen am Sonntagmorgen offenbar lieber in die Kneipe.“ Einen Grund dafür sieht Pfarrer Renfordt darin, dass die Menschen damals von der Amtskirche nicht viel erwarteten. Die Allianz von Staat und Kirche hätte dazu geführt, dass sich z.B. die Kirche in der Gründungszeit der Silscheder Gemeinde gegen die Bergleute, die in der Silscheder Nachbarschaft in den Streik getreten waren, gestellt hatte. „Deshalb haben sich die Massen von der Kirche abgewandt.“ Und doch hätte es in Silschede eine Sehnsucht nach Kirche gegeben, und so sei die Kirche gebaut worden.

Die Zeit zwischen 1933 und 1945 war eine weitere Bewährungsprobe für die Gemeinde und die Kirche: „Aber etwas anderes hatte man gelernt; es wurde spürbar seit der Machtübernahme durch das diktatorische Nazi-Regime. Wir haben einen Herrn: Jesus Christus. Dazu bekannte sich die Gemeinde. Das war gefährlich!! Oftmals bemerkte ich, dass die Gottesdienste, die Pfarrer Schrey hielt, überwacht wurden. Wie die meisten Mitglieder der bekennenden Kirche musste er öfters zum Verhör nach Hagen. Aber meine Gemeinde blieb beim Bekenntnis – und das war gut, schriftgemäß und im Sinne unseres Herrn“, resümierte die Kirche.

   

Silschede ohne Kirche nicht vorstellbar

In den folgenden Jahren wurde die Kirche mehrfach renoviert und saniert. Nur die Akustik der Kirche ließ über die Jahre weiter zu wünschen übrig. „… vielleicht wird sie (die Akustik) besser, wenn ich mehr Gottesdienstbesucher zählen kann... Das meinten jedenfalls Pfarrer Freitag und sein Vorgänger“, erzählte die Kirche und lieferte sowohl dem Superintendenten des Evangelische Kirchenkreises Schwelm, Pfarrer Hans Schmitt und dem Gevelsberger Bürgermeister, Claus Jacobi, eine Steilvorlage für ihre Grußworte. Beide riefen die Gemeinde dazu auf, durch ihre Gottesdienstbesuche für eine gute Akustik zu sorgen. Der Superintendent und der Bürgermeister waren sich auch darin einig, dass die Kirche ein Segen für die Gemeinde sei. „Die Kirche ist identitätsstiftend. Silschede ist ohne die Kirche nicht vorstellbar. Ich bin fest davon überzeugt, dass es auch in 125 Jahren noch die Kirche gibt“, betonte Bürgermeister Jacobi.

Nach dem Gottesdienst, der musikalisch vom Posaunenchor Haßlinghausen unter der Leitung von Oliver Nicolai und dem Kirchenchor Silschede unter der Leitung von Lars Berger gestaltet wurde, feierte die Festgemeinde das Kirchweihjubiläum im benachbarten Gemeindehaus weiter. (HB)