EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Bedrohungen und Einschüchterungen

Theo Hesegem und Nathan Pahabol berichteten in einem Gespräch im Haus der Kirche in Schwelm über Menschenrechtsverletzung in ihrer Heimat West Papua.

Theo Hesegem (links) und Nathan Pahabol (rechts) berichteten über Menschenrechtsverletzung in ihrer Heimat West Papua. Dr. Siegfried Zöllner fungierte in dem Gespräch als Dolmetscher.

Aus Anlass des Papua – Partnerschaftsseminars 2020 und der Jahrestagung des Westpapua-Netzwerks, die vom 24. bis 26. Januar 2020 auf der Bundeshöhe in Wuppertal stattfand, besuchten die beiden Menschenrechtsaktivisten aus West Papua u.a. auch den Kirchenkreis Schwelm.

Nathan Pahabol ist im Ev. Kirchenkreis Schwelm kein Unbekannter. Er leitet in West-Papua u.a. ein Komitee, das die Stipendien der Stiftung Ausbildung für Papua des Ev. Kirchenkreises Schwelm verwaltet und war schon mehrmals im Kirchenkreis Schwelm zu Gast. Nathan Pahabol ist zudem Abgeordneter im Provinzparlament seiner Heimat.

Theo Hesegem ist ein unabhängiger Menschenrechtsbeobachter. „Theo Hesegem ist für unser Westpapua-Netzwerk eine wichtige Quelle. Seine Recherchen und Berichte sind sehr fundiert“, erklärt Dr. Siegfried Zöllner, der in dem Gespräch als Dolmetscher fungierte.

   

Die Bevölkerung ist zunehmend traumatisiert

Gerade in den letzten Wochen und Monaten erhält das Westpapua-Netzwerk immer wieder Berichte, dass die Militärpräsenz in West Papua drastisch zugenommen hat. „Das können wir nur bestätigen“, berichtet Nathan Pahabol. „Viele tausend indonesische Soldaten sind in den letzten Monaten zusätzlich zu den bereits vorhandenen Truppen in Dörfern und an Hauptverkehrsstraßen stationiert worden.“ Damit einher gingen Einschränkungen für die einheimische Bevölkerung. „Sobald sich mehrere Leute versammeln, ist das Militär zur Stelle“, erzählt Theo Hesegem. Sogar Schulen werden umstellt, so wurden die Kinder von Nathan Pahabol vor kurzem mit weiteren Schülerinnen und Schülern auf dem Schulgelände festgehalten. „Unsere Kinder durften nicht nach Hause gehen!“ Auch Kirchen und sogar Krankenhäuser seien betroffen. „Die Menschen werden von den bewaffneten Soldaten eingeschüchtert“, erklärt Pahabol. „Der indonesische Staat führt praktisch Krieg gegen das eigene Land in Papua“, ergänzt Hesegem. Unruhen und Auflehnung bei den Papua sind die Folge und nehmen zu. Gerade Jugendliche proben immer öfter den bewaffneten Protest. „Wir fühlen uns wie eine Kolonie“, erklären die beiden Papuas. Parlament und Gouverneur haben schon mehrfach den Abzug der nicht regulären Truppen gefordert – bisher ohne Erfolg. „Die Bevölkerung ist zunehmend traumatisiert“, berichtet Theo Hesegem. „Unabhängigkeitsbestrebungen werden konsequent vom Militär unterdrückt. Indonesien tötet praktisch die eigene Demokratie.“

  

Fremde im eigenen Land

Auf die Frage, was die beiden Menschenrechtsaktivisten von uns erwarten, antworten sie: „Wir hoffen, dass Deutschland mit dazu beiträgt, dass sich die indonesische Regierung zu einem Dialog, der von einer dritten neutralen Seite moderiert wird, bereit erklärt.“ Bisher lehne die indonesische Regierung das ab und diktiere, worüber gesprochen wird. Dabei seien Fragen zu Menschenrechtsverletzungen und zu dem politischen Status von West Papua tabu. „Indonesien setzt weiter auf eine militärische Lösung“, erklärt Theo Hesegem. „Papua wird von Indonesien vernachlässig“, bestätigt auch Dr. Siegfried Zöllner und berichtet, dass die Papua mittlerweile im eigenen Land eine Minderheit in der Bevölkerung darstellen. In den letzten Jahren seien immer mehr Indonesier in West-Papua angesiedelt worden. „Die Militärs sind immer auf der Seite der Zugezogenen und betrachten die einheimischen Papua als Gegner“, ergänzt Nathan Pahabol. Hinzu komme, dass die indonesischen Geheimdienste versuchen, die verschiedenen Kirchen gegeneinander aufzubringen und so Kirchenspaltungen provozieren.

Im Februar erscheint ein aktueller Menschenrechtsbericht, in dem detailliert über die aktuelle Lage in West-Papua berichtet wird.

Am morgigen Dienstag, den 29. Januar treten Theo Hesegem und Nathan Pahabol wieder ihre Rückreise nach West-Papua an.