Siegfried Tietze wurde am 15. September 1932 in der Nähe von Wipperfürth geboren. „Mein Vater war Fahrdienstleiter in Oberklüppelberg. Da habe ich auch die Volksschule besucht“, erinnert sich Siegfried Tietze.
„In unserer Nachbarschaft wohnte eine Klavierlehrerin. Bei ihr habe ich die ersten Klavierstunden während des Krieges genommen. Und da wir kein Klavier hatten, habe ich auf einem Harmonium gelernt“, erzählt Tietze. Bald entdeckte Tietze auch das Orgelspiel für sich. In Wipperfürth, in Marienheide und in Kotthausen nahm der junge Kirchenmusiker Orgelunterricht. „Später habe ich auch noch in Barmen in der Hauptkirche Gesangsunterricht genommen“, erklärt Tietze.
Seinen Lebensunterhalt bestritt er in dieser Zeit als Schreiner. 1947 hatte er eine Schreinerlehre begonnen.
1955 heiratete Tietze seine Frau Erika, und zwei Jahre später wurde die erste Tochter Ulrike geboren. 1961 kam dann die zweite Tochter Renate zur Welt. „Renate ist seit ihrer Geburt schwerbehindert und braucht viel Unterstützung“, erzählt Tietze.
Die junge Familie zog nach Coburg und zwei Jahre später dann nach Altena. 1979 fand Familie Tietze dann in Ennepetal eine neue Heimat. Bis zum Tod seiner Frau Erika im Jahr 2013 wohnte Siegfried Tietze im Ludwig-Steil-Haus in Hasperbach. Danach zog Siegfried Tietze mit seiner Tochter Renate ins Haus am Steinnocken.
„Wie in Coburg und in Altena habe ich bis zu meinem Ruhestand in der Friedhofsverwaltung der Ev. Kirchengemeinde Voerde gearbeitet.“ Verwaltung und Kirchenmusik sei immer seins gewesen, erklärt Tietze. „In der Friedhofsverwaltung hatte ich ja immer viel mit trauernden Menschen zu tun. Da war z.B. die abendliche Chorprobe, das Singen ein Ausgleich für mich.“ Überhaupt war der Gesang, war die Chorarbeit die große Leidenschaft von Siegfried Tietze. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Tietze im Laufe der Jahre unzählige Chöre, darunter auch einige Männerchöre, u.a. in Ennepetal, Altena und Lüdenscheid geleitet hat. Besonders liebte und liebt Tietze Chorsätze als Verkündigung. „Chöre haben für mich in erster Linie die Aufgabe, in Gottesdiensten mitzuwirken und zu singen. Kirchenmusik geschieht zum Lobe Gottes und ist eine musikalische Predigt.“
Und wenn in einem Gottesdienst kein Chor anwesend war, machte Tietze die Gemeinde zum Chor. Dann ging er mit seiner Stimmgabel nach vorne, strahlte die Gemeindeglieder an und seine Begeisterung sprang über auf die Menschen in den Kirchenbänken. So gewann er immer die Leute und motivierte sie, mit einzustimmen. Und so schuf er dann einen Klangkörper zum Lobe Gottes. „Der Kanon ist der Chorgesang der Gemeinde“ war der Wahlspruch von Siegfried Tietze.
Bei all dem musikalischen Wirken, bei den vielen Abendterminen, wie z.B. Chorproben, fand er Unterstützung bei seiner Frau Erika. „Sie sagte immer, geh Du mal, ich mache das hier Zuhause schon. Ich weiß gar nicht, wie sie das immer geschafft hat“, ist Tietze seiner Frau dankbar. „“Gott hat uns nie im Stich gelassen. Er war unsere Kraftquelle.“
Mit seinen fast 90 Jahren blickt Tietze auf ein bewegtes und erfülltes Leben zurück. In all den Jahren waren es die Begegnungen und Kontakte mit Menschen, die ihm besonders wichtig waren.
Jetzt wünscht sich Siegfried Tietze noch Zeit mit seiner Tochter Renate. „Ich möchte sie noch ein wenig unter meinen Fittichen haben!“