„Jeder Pflegling muss sich im Feierabendhause still und ruhig betragen. Kartenspiel und sonstiger unnützer Zeitvertreib ist verboten“. Die Hausordnung von 1893 ist zum Glück heute nicht mehr gültig. Auf seine 125-jährige Geschichte blickt das Ev. Feierabendhaus Schwelm, eine Einrichtung der Ev. Stiftung Volmarstein, zurück. Am vergangenen Sonntag wurde eine Ausstellung mit Fotos von den Anfängen der Senioreneinrichtung bis zur heutigen Zeit eröffnet.
Hausleiter Bernd Kottsieper begrüßte die Gäste mit Erinnerungen aus dem Gründungsjahr 1892. Danach erzählten langjährige Mitarbeitende und Weggefährten in einer Talkrunde von ihren Erinnerungen. Ernst Martin Greiling, Schwelmer Pfarrer i.R. und Kirchenhistoriker, berichtete von den Anfängen. „Das Feierabendhaus war immer unser Haus“, betonte er. Nicht nur die Sammlung bei sonntäglichen Gottesdiensten wurde über Jahre für das Ev. Feierabendhaus verwendet. Auch Schwelmer Bürgerinnen und Bürger machten mit privaten Stiftungen und Spenden den Bau des Hauses möglich.
„Früher waren wir quasi Selbstversorger“, berichtete Bettina Käseberg. Im großen Garten gab es Obst und Gemüse, im Stall standen Kühe und Schweine. „Auch die Bewohner haben damals mitgeholfen bei Ernten und Einkochen“, erinnert sich die Hauswirtschaftsleiterin. Die Seniorinnen und Senioren seien damals noch fitter gewesen, weiß Petra Klein. Die Pflegedienstleiterin erklärte, dass in der heutigen Zeit eher pflegebedürftige Menschen im Seniorenheim leben. „Die Pflege hat sich ganz erheblich gewandelt“, so Petra Klein. „Früher gab es Vier-Bett-Zimmer und eine Toilette für rund zehn Menschen. Heute ist das undenkbar.“
„Zucht und Ordnung“ liegen zum Glück weit zurück. Gerlinde Riedel berichtete von den Anfängen des Sozialen Dienstes im Feierabendhaus. „Ganz früher durfte man noch nicht mal Kartenspielen. Heute haben die Seniorinnen und Senioren hier ein breites Angebot von Bingo bis zur Karnevalsfeier.“
Zum Jubiläum erstellte das Seniorenheim eine Festschrift. Pfarrer i.R. Ernst Martin Greiling hat die gesamte Historie des Hauses niedergeschrieben und mit Fotos bestückt. Er trug auch aus dem Kirchenarchiv die Fotos zusammen, die in der Ausstellung zu sehen sind: Es ist ein starkes Stück Schwelmer Geschichte. (Astrid Nonn)