EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Kirche neu denken

Am Samstag, den 3. Juni 2023 fand die 1. Sitzung der 117. Versammlung der Kreissynode des Ev. Kirchenkreises Schwelm statt.

Die Kreissynode des Ev. Kirchenkreises Schwelm hat im Martin-Luther-Haus in Haßlinghausen getagt.

Superintendent Schulte leitete die Synodentagung und hielt zu Beginn der Synode einen engagierten Bericht.

Der Kirchenkreis wird von der Kreissynode und in ihrem Auftrag vom Kreissynodalvorstand (KSV) geleitet.

Mitglieder der Kreissynode sind die Superintendentin oder der Superintendent und die übrigen Mitglieder des KSV, die Pfarrerinnen und Pfarrer der Kirchengemeinden und des Kirchenkreises, die Abgeordneten der Kirchengemeinden und die vom Kreissynodalvorstand berufenen Mitglieder.

Zurzeit setzt sich die Synode aus 48 stimmberechtigten Mitgliedern, 15 Mitgliedern mit beratender Stimme sowie 10 ständigen Gästen zusammen.

   

Am Samstag hat die Kreissynode in Haßlinghausen getagt. Nach einem Abendmahlsgottesdienst in der Ev. Kirche Haßlinghausen, der von Pfarrer Daniel Jung gehalten wurde, fanden die Beratungen im benachbarten Martin-Luther-Haus statt. Pfarrer Jung nahm das Pfingstfest zum Anlass, die Synodalen in seiner Predigt zu ermuntern, für die Botschaft Jesu zu brennen: „Die einzige Kirche, die Erleuchtung bringt, ist eine brennende Kirche“, zitierte Jung Buenaventura Durruti.

  

Bevor Superintendent Schulte seinen Bericht hielt, verabschiedete er die Pfarrer Dr. Uwe Renfordt, Christoph Grefe (der entschuldigt fehlte) und Martin Wehn, die in den Ruhestand gehen und deshalb zum letzten Mal an der Kreissynode teilnahmen.

    

Enger zusammenrücken und zielgerichteter agieren

„Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel.“ Die Tageslosung des 3.6. aus dem Buch des Propheten Sacharja hatte Superintendent Andreas Schulte über seinen Bericht gestellt, den er zu Beginn der Synodentagung hielt. Schulte betonte, dass dieser König (Jesus Christus ist auf einem Esel in Jerusalem eingezogen. Deshalb wird der in der christlichen Tradition mit diesem König gleichgesetzt) arm sei und nicht auf einem „hohen Ross“ geritten kommt. Eine arme Kirche sei der Kirchenkreis nicht, „aber wir merken, dass wir „ärmer“ werden! Vielleicht haben wir selbst auch viel zulange auf dem „hohen Ross der Selbstverständlichkeiten“ gesessen und gedacht, es würde immer alles so weitergehen. Es wird Zeit, sich wieder stärker an diesem König zu orientieren, der in all seiner äußerlichen Schwachheit eine große innere Stärke ausstrahlt“, erklärte Schulte und betonte: „Wir können nicht mehr an allen Orten gleichzeitig präsent sein, aber dafür rücken wir enger zusammen. Wir werden kleiner, aber dafür agieren wir zielgerichteter. Wir müssen loslassen, aber dafür gewinnen wir Spielraum für Neues.“

Superintendent Schulte würdigte auf diesem Hintergrund sowohl die junge Kirche „Connect“ als auch das Projekt „Kirche ansprechBAR“. „Kirchliche Orte, in denen unser Auftrag gelebt wird, sind nicht nur in kirchlichen Gebäuden zu finden, sie ereignen sich auch anderswo. Es gibt temporäre und punktuelle Orte, die vielfältig sind.“ Dafür ständen „Connect“ und „Kirche ansprechBAR“ ebenso, wie das „große kreiskirchliche Tauffest im vergangen Jahr am Ennepebogen in Gevelsberg.“

     

Mitgliederbindung und Wertschätzung der Mitarbeitenden

Anschließend ging Schulte auf den Mitgliederschwund im Kirchenkreis ein: „Zum Stichtag des 31. Dezember 2022 hatte der Ev. Kirchenkreis Schwelm 36.268 Gemeindeglieder. Das waren 1.174 Mitglieder weniger als ein Jahr zuvor und entspricht einem Rückgang von 3,14%.“ Eine besondere Rolle spiele hier die hohe Zahl an Austritten: „Der Rückgang der Gemeindegliederzahlen durch Austritte aus der evangelischen Kirche war im vergangenen zum ersten Mal größer als der Verlust durch Todesfälle.“ Für die Arbeit vor Ort bedeute das u.a.: „Wie auch immer man die Organisation von Kirche in Zukunft denken mag, wird die Beziehungsebene weiterhin eine dominante Rolle spielen. Wo diese Beziehung nicht da ist, wird die Neigung zum Austritt größer.“ Superintendent hob hier die Bedeutung der 17 Kindertagesstätten im Kirchenkreis hervor, „weil die Kontaktflächen zu den Mitgliedern hier und noch weit darüber nach wie vor groß sind.“ Ein eigener Versuch der Mitgliederbindung sei die Aktion „Kirchenpost“, die der Kirchenkreis im vergangenen Jahr zusammen mit den Nachbarkirchenkreisen im Gestaltungsraum IV unternommen habe.

Der Superintendent erklärte, dass der große Personalmangel auf allen Ebenen, vor allem in der Verwaltung, in den Kindertagesstätten, aber auch bei den Pfarrerinnen und Pfarrern den Kirchenkreis vor große Herausforderungen stelle. Deshalb könne er an dieser Stelle nur seinen herzlichen Dank für alle haupt- und nebenamtlichen Mitarbeitenden im Bereich von Kirche und Diakonie aussprechen: „Wir sind als Kirche sicherlich nicht die, die die beste Bezahlung bieten. Aber wir sollten in jedem Fall die sein, denen die Wertschätzung der Mitarbeitenden am Herzen liegt.“

Den ganzen Bericht des Superintendenten können sie hier nachlesen.

 

     

Anschließend berichteten Superintendent Schulte, Alida Standke sowie Pfarrer Uwe Hasenberg von der Synodentagung der Evangelischen Kirche von Westfalen, die kürzlich in Bielefeld stattfand. Besonders Alida Standke, die zum ersten Mal an einer Landessynode teilgenommen hat, gab einen eindrücklichen und lebhaften Bericht. Die 24jährige Haßlinghauserin ist eines der jüngsten Mitglieder der Landessynode.

       

Wahlen und Beschlüsse

Die Kreissynode wählte dann Sandra Kuhlmann-Marcegaglia aus der Ev. Kirchengemeinde Milspe-Rüggeberg als Nachfolgerin von Hartmut Hüttenhoff zur 4. Synodalältesten und Holger Blum aus der Ev. Kirchengemeinde Schwelm als Nachfolger von Brigitte Wiesner zum Stellvertreter für den 5. Synodalältesten in den Kreissynodalvorstand.

   

Als Synodalbeauftragte für die Arbeit mit Kindern (früher Kindergottesdienstarbeit) wurde Pfarrerin Mirjam Vogel aus der Kirchengemeinde Schwelm gewählt.

   

Anschließend beschloss die Synode, dass die 5. Kreispfarrstelle, die Pfarrer Daniel Jung bisher bereits mit einer halben Stelle im Bereich der jungen Kirche „Connect“ bekleidet, in Zukunft einen Dienstumfang von 100% haben soll. „Uns war auch wichtig, jungen Theologen in unserem Kirchenkreis eine Perspektive zu geben“, betonte Superintendent Schulte bei seiner Einbringung zu dem Beschluss.

Inhaltlich soll Pfarrer Jung neben „Connect“ in einer Projektstelle mit einer weiteren halben Stelle innovative Projekte entwickeln bzw. durchführen und Vertretungsaufgaben in den Kirchengemeinden übernehmen. Die Besetzung der 5. Kreispfarrstelle ist erst einmal für weitere zwei Jahre befristet.

     

Zukunft von Kirche

Pfarrer Uwe Rahn berichtete im Anschluss aus dem Strukturausschuss „klein aber fein“ des Kirchenkreises. Der Ausschuss beschäftigt sich mit der Zukunft des Kirchenkreises.

Im Jahr 2030, so die Prognosen, wird es wohl noch ca. 30.000 Gemeindeglieder im Kirchenkreis geben (Stand 31.12.22 waren es noch 36.268). Der pfarramtliche Schlüssel der Landeskirche liegt 2035 bei 5000 Gemeindeglieder zu einer Pfarrstelle. Das bedeutet, dass dem Kirchenkreis dann nur noch 6 Pfarrstellen zustehen. Wobei aufgrund des Pfarrer:innenmangels nicht einmal klar ist, ob dann diese sechs Stellen noch besetzt werden können.

In kleinen Gruppen diskutierten die Synodalen dann, wie der Ev. Kirchenkreis Schwelm auf diesem Hintergrund 2029 aussehen könnte und welche Aufgaben auf ihn zukommen werden.

Die Gesprächsergebnisse werden jetzt in die Beratungen des Strukturausschusses einfließen. Auf der Herbstsynode des Kirchenkreises wird der Ausschuss dann der Synode konkrete Vorschläge vorlegen, welche Veränderungsschritte im Kirchenkreis gegangen werden sollen.

     

Besuch aus West Papua

Superintendent Schulte wies im Anschluss die Synodalen darauf hin, dass im August eine Delegation der Partnerkirchenkreise aus West Papua zu Besuch im Kirchenkreis Schwelm sein wird.

Am Ende der Tagung dankte der Superintendent allen Anwesenden für die konstruktive Mitarbeit und bat um den Segen Gottes.

Die Herbsttagung der Kreissynode findet dann am 17. November 2023 statt.