EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Seelsorgerin aus Leidenschaft

Pfarrerin Ellen Härtel wurde am Sonntag, den 30. Oktober in einem festlichen Gottesdienst in der Milsper Kirche in den Ruhestand verabschiedet.

Pfarrerin Ellen Härtel ist ab dem 1. November 2022 im Ruhestand.

Pfarrerin Ellen Härtel wurde am 30. Ok-tober von Superintendent Andreas Schulte in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Frank Bracklo

„Ich mache erst einmal Pause, wasche meine schwarzen Klamotten und packe sie weg“, antwortet Ellen Härtel auf die Frage, was sie mit der gewonnenen freien Zeit anfangen will, wenn sie in den Ruhestand geht. Aber wer Ellen Härtel kennt, mag das mit der Pause nicht so recht glauben. Schließlich ist sie mit Leib und Seele Altenheimseelsorgerin und das seit 25 Jahren.

   

„Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“

Am 27.12.1956 wurde Ellen Härtel in Frankfurt am Main geboren. Dort wuchs sie auch auf und machte ihr Abitur. In Oberursel begann sie ihr Studium der Ev. Theologie und wechselte nach einem Semester nach Heideberg und später nach Tübingen. In Heidelberg lernte sie ihren Ehemann Achim kennen und lieben. „Ja, ich habe mein Herz in Heidelberg verloren“ lächelt Pfarrerin Härtel.

Im Februar 1982 zog das Paar nach Ennepetal. Ein paar Tage später wurde geheiratet. „Am 1. April 1982 habe ich mein Vikariat bei Udo Winkler in Altenvoerde begonnen“, erzählt sie. Von 1984 bis 1987 war sie dann als Pfarrerin im Hilfsdienst im ehemaligen 8. Pfarrbezirk der Ev. Kirchengemeinde Schwelm tätig. „Die Römerstraße, in der wir heute wohnen, gehörte damals zu meinem Pfarrbezirk. So schließt sich der Kreis“, sagt sie.

1986, 1988 und 1992 wurden die drei Kinder des Ehepaares Härtel geboren. „Ich musste 1987 aus dem Pfarrdienst ausscheiden, ohne Aussicht auf Weiterbeschäftigung“, erinnert sie Ellen Härtel. „Aber ich musste mich verpflichten, ehramtlich weiter zu arbeiten.“

    

Liebeserklärung mit Folgen

„1996 anlässlich des 100jährigen Bestehens der Ev. Kirchengemeinde Milspe, hat mir mein Mann Achim auf der Bühne eine Liebeserklärung gemacht. Die anwesende Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), Doris Dahmke wollte mich darauf hin kennen lernen.“ Und so wurde Ellen Härtel 1997 mit einem halben Stellenumfang als Pfarrerin im Entsendungsdienst wieder bei der EKvW eingestellt und erhielt den Beamtenstatus – was Liebeserklärungen doch so alles auslösen können!

Seitdem war Pfarrerin Härtel in Ennepetal-Milspe mit Herz und Seele als Altenheimseelsorgerin tätig und betreute 3 Senioreneinrichtungen. „Das war eine geniale Konstellation für uns als Ehepaar (Achim Härtel war bis 2018 Gemeindepfarrer in Milspe – Anmerk. d. Red.) und auch für die Gemeinde“, resümiert Pfarrerin Härtel.

Die Arbeit als Altenheimseelsorgerin war immer auch von Abschieden geprägt. „Früher lebten die Frauen und Männer wesentlich länger in den Einrichtungen als heute“, erklärt Ellen Härtel. Und so war ihr Dienst immer auch von Tod und Sterben geprägt. „Ich konnte immer ganz gut zwischen Dienst und Privatleben trennen und habe belastende Momente nicht mit nach Hause genommen. Das hat sicher geholfen, dass ich so lange diesen Dienst tun konnte.“ Allerdings werden die Bewohner:innen jetzt auch auf die Mengen von Weihnachtsplätzchen verzichten müssen, die Pfarrerin Härtel jahrzehntelang gebacken hat.

    

Seelsorge im Schutzanzug

Am schlimmsten und belastenden war das erste Jahr der Corona-Pandemie. „In der ersten Zeit bin ich vor Betonmauern gelaufen. Mir wurde einfach der Zutritt zu den Einrichtungen verweigert“, erzählt die engagierte Theologin. „Am 4. März 2020 habe ich meinen letzten Gottesdienst gefeiert. Fünf Wochen später, am Ostersonntag habe ich mit Open-Air-Gottesdiensten im Garten wieder angefangen. Musikalisch wurde ich anschließend vom Posaunenchor, von einem Gitarristen oder vom CD-Spieler unterstützt.“ So gestaltete sie lange 12-13 Gottesdienste im Monat, mittlerweile auch wieder in den Einrichtungen, immer mit FFP2-Maske. „Das schlaucht ganz schön“, erklärt Ellen Härtel.

Wenn sie in einen Schutzanzug gehüllt in der Cafeteria der Einrichtungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in Einzelgesprächen geredet hat, dann war sie für viele der einzige Außenkontakt. Das sei schon auch belastend gewesen.

      

Und trotzdem blickt Pfarrerin Härtel fröhlich und dankbar auf die letzten 25 Jahre zurück, in denen sie neben der Altenheimseelsorge u.a. die Weltgebetstagsarbeit in Ennepetal mitgeprägt hat.

      

Dank und Wertschätzung

Am Sonntag, den 30. Oktober wurde Pfarrerin Härtel um 15 Uhr in einem festlichen Gottesdienst in der Milsper Kirche in den Ruhestand verabschiedet. Superintendent Andreas Schulte dankte der scheidenden Seelsorgerin für ihren engagierten Dienst. Neben den drei letzten Superintendenten Fritz Potthoff, Manfred Berger und Hans Schmitt waren Vertreter:innen der Senioreneinrichtungen, Pfarrkolleg:innen sowie zahlreiche Gemeindeglieder in die Milsper Kirche gekommen, um Pfarrerin Härtel zu verabschieden.

Der Good-News-Chor aus Rüggeberg, Sibylle Sieberg an der Orgel und Mitglieder des Schwelmer Posaunenchores sorgten für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes. Über die Mitglieder des Posaunenchores freute sich Ellen Härtel besonders, schließlich möchte sie jetzt, wo sie im Ruhestand ist und viel Zeit hat, Posaune spielen lernen. Und natürlich will sie sich mehr Zeit für Ihre beiden Enkelinnen nehmen. Und reisen würde sie auch gerne, wenn sich denn eine Hundesitterin oder ein Hundesitter findet.

Damit wäre die angekündigte Pause gut gefüllt, was bei Pfarrerin Härtel nicht anders zu erwarten war.