Im Rahmen eines breit angelegten Diskussionsprozesses um das Pfarramt finden in der EKvW bis zum Herbst 2017 in allen 11 Gestaltungsräumen entsprechende Pfarrbildtage statt. In diesen Veranstaltungen soll den Pfarrerinnen und Pfarrern Raum und Zeit gegeben werden, sich mit ihren Ideen und Erfahrungen in die Diskussion einzubringen. Zur Landessynode 2017 soll dann eine Dokumentation aller Veranstaltungen vorliegen.
Der Tag in Silschede stand unter dem Motto „Pfarramt 2030 - Zukunftsszenarien?“. Knapp 100 Pfarrerinnen und Pfarrer hatten sich zu dem Tag angemeldet, der mit einer kabarettistischen Einstimmung von Okko Herlyn begann. Herlyn, emeritierter Theologieprofessor, Pfarrer und Kabarettist nahm sich mit spitzer Zunge den pfarramtlichen Alltag vor und hielt den Theologinnen und Theologen das ein und andere Mal den satirischen Spiegel vor.
Mut, neue Wege zu gehen
In sechs Arbeitsgruppen beleuchteten die Pfarrerinnen und Pfarrer am Vormittag Themen und Fragen zum (zukünftigen) Pfarrbild. „Wir müssen neue Wege gehen, Neues ausprobieren und auch das Risiko des Scheiterns einkalkulieren“, formulierte eine Gruppe, die sich schwerpunktmäßig mit der Frage befasst hatte, wie Kirche als missionarische Kirche im öffentlichen Raum aussehen kann. Eine zweite Gruppe sprach sich für gleichberechtigte Teams mit unterschiedlichen Kompetenzen in den Gemeinden aus. Dazu würden u.a. entsprechende Stellen, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, finanzielle Unterstützung sowie geklärte Rahmenbedingungen gebraucht. Eine dritte Gruppe wünschte sich u.a. eine „Entbürokratisierung“ des Pfarrberufes und regte an, über Geschäftsführer in großen Gemeinden nachzudenken. Mut zum Miteinander, Mut zur Begeisterung und Mut, Altes stehen zu lassen und Neues zu wagen, wünschte sich die vierte Gruppe. „Mit Lust Theologie treiben“ war eine Kernthese der Gruppe fünf, die auch darauf hinwies, wie wichtig die Aufgabe sei, andere ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihren Dienst zu befähigen. Die sechste Gruppe beleuchtete das Verhältnis zwischen Jung und Alt im Pfarramt. „Die Alten müssen und wollen den Weg ebnen“, war eine Erkenntnis aus der Diskussion.
Neben dem thematischen Arbeiten nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Tages die Zeit zum Austausch und intensiveren Kennenlernen. Auch wenn es in der Vergangenheit schon gemeinsame Pfarrkonferenzen im Gestaltungsraums IV gegeben hat, gab es bisher noch keinen entsprechenden Rahmen, um so intensiv wie am 02. März miteinander ins Gespräch zu kommen.
Fragen und Anregungen an die Präses
Präses Kurschus nutzte ebenfalls den Tag in Silschede, um mit den Pfarrerinnen und Pfarrern ins Gespräch zu kommen. Intensiv verfolgte sie die Diskussionen in den einzelnen Arbeitsgruppen und stellte sich im Plenum den Fragen und Anregungen u.a. von Pfarrer Dr. Peter Böhlemann (Leiter des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der EKvW), der die Veranstaltung moderierte. „2030 – Horrorszenario oder Zukunftsperspektive?“ fragte Dr. Böhlemann sowohl Okko Herlyn als auch die Präses zu Beginn der Tagung. Beide betonten die Perspektiven, die die Zukunft bieten würde. „Mit Herzblut und Leidenschaft Pfarrerin oder Pfarrer sein, das sucht die Gemeinde“, erklärte Okko Herlyn. Und Präses Kurschus zeigte sich sicher und zuversichtlich, dass Kirche auch in Zukunft weiter gefragt sein wird.
Nach einer zweiten Gruppenphase am Nachmittag, in der die Pfarrteams aus den einzelnen Kirchenkreisen intern miteinander diskutiert hatten, stellte sich die Präses noch einmal neben den Superintendentinnen und dem Superintendenten den Fragen und Anregungen der Pfarrerinnen und Pfarrer. Die Pfarrhauspflicht, die Entlastung von Verwaltungsausgaben, konstruktive Modelle für Ruheständler, eine einheitliche Pfarrstellenbemessungsgrenze sowie die Dienstgemeinschaft mit anderen Berufsgruppen waren u.a. Themen, die die Theologinnen und Theologen aus dem Gestaltungsraum IV der Präses mit auf den Weg gaben. Die bedankte sich für die intensive Mitarbeit und lobte die positive Grundstimmung der Tagung. Dr. Böhlemann betonte, dass er selten eine Veranstaltung erlebt habe, die von einer solchen Offenheit geprägt gewesen sei. (HB)