Passionszeit in Papua
Gedanken von Siegfried Zöllner bei seinem Besuch im März 2013
Wir fahren mit einem Freund durch Jayapura. Der Chauffeur unseres Taxis muss sich konzentrieren, recht und links werden wir von lärmenden Motorrädern überholt. Von Monat zu Monat wächst der Straßenverkehr. Jayapura ist die Provinzhauptstadt Papuas. Vor fünfzig Jahren lebten hier fast nur Papuas, Christen. Jetzt ist die Stadt kaum noch von anderen indonesischen Städten zu unterscheiden. 80% der Bevölkerung sind Indonesier, Zuwanderer. Einige sind hier schon geboren, andere leben erst seit einigen Monaten hier, sind von anderen indonesischen Inseln gekommen, um Arbeit zu suchen. Sie sind Muslime. Auf unserer Fahrt durch die Stadt sehen wir drei oder vier Bausstellen, wo Moscheen errichtet werden. Plötzlich sehe ich ein großes Kreuz am Straßenrand, daneben Bilder, offenbar biblische Motive. Ich bitte den Fahrer anzuhalten. Wir steigen aus. Ein großer, künstlich errichteter Hügel, mit einer Plane überdeckt. Darauf erheben sich drei große Kreuze – Golgatha. Um das mittlere Kreuz rankt sich eine Kette von Glühbirnen. In der Nacht werden sie leuchten. Rechts von Golgatha ein großes Plakat. Jesus kniet – überlebensgroß dargestellt. Die Überschrift lautet: Getsemane. Rechts ein weiteres Plakat: Jesus schleppt das Kreuz, ein anderer Mensch – offenbar Simon von Kyrene - hilft ihm dabei. Soldaten treiben die beiden an, schlagen, stoßen. Die Überschrift: Auf dem Weg nach Golgatha. Ich erinnere mich: In zwei Wochen ist Ostern. Die Ortsgemeinde hat die Karfreitagsbotschaft für jeden, der hier vorbei kommt, öffentlich dargestellt. Viele der Passanten sind Muslime. Können sie mit diesen Bildern etwas anfangen? Das Kreuzsymbol verstehen sie. Noch müssen sie dulden, dass Christen sich in der Öffentlichkeit darstellen. Noch gilt Papua als eine vorwiegend von Christen bewohnte Provinz.
In vielen Teilen Indonesiens ist das anders. Genau eine Woche nach meiner Fahrt durch Jayapura wurde in der Nähe von Jakarta eine christliche Kirche vor den Augen der entsetzten Gemeinde abgerissen. Die Bagger waren im Auftrag der Stadtverwaltung gekommen. Am gleichen Tag wurde eine andere christliche Kirche in West-Java von fanatischen Muslimen geplündert und teilweise zerstört. Unter den Muslimen Indonesiens gibt es kleine radikale Gruppen, z.B. die „Front zur Verteidigung des Islams.“ Verteidigung des Islam heißt für sie: Kirchen abreißen. Christen habe es immer schwerer in Indonesien. Wie lange wird es in Papua noch möglich sein, dass christliche Gemeinden so in die Öffentlichkeit gehen – wie hier in Jayapura?